Samstag in bremen
: „Ich spiegele die Bevölkerung“

Die Erdbeer-Brücke wird wieder eröffnet – mit dem alten Namenspatron

taz: Herr Loske, in Sachen Bauzeit und -kosten haben Sie bei der Sanierung der Karl-Carstens-Brücke eine Punktlandung hingelegt. Einen Schönheitsfehler hat die Wiedereröffnung aber schon: Die Chance zur Umbenennung wurde verpasst.

Reinhard Loske, Verkehrssenator (Grüne): Dazu habe ich keinen Anlass gesehen. Wir waren vollauf damit beschäftigt sicherzustellen, dass alles reibungslos klappt. Warum sollte man die Brücke denn jetzt umbenennen?

Weil Carstens als NSDAP-Mitglied kein allzu großer Sympathie-Träger ist. Und mit der Erdbeere als erfolgreichem Verkehrsleitsystem hat sich der Name Erdbeerbrücke wiedermal bewährt.

Ich gebe Ihnen Recht, die Erdbeere ist ein sehr sympathisches Symbol und hat sich als Symbol für die Umleitung während der Bauzeit vollends bewährt. Aber als Politiker spiegele ich, was sich in der Bevölkerung abspielt. Und bisher kam mir nicht zu Ohren, dass der Wunsch nach einer Umbenennung der Brücke besteht.

Die Bevölkerung hat sie ja längst umbenannt. Sogar der Duden beugt sich irgendwann neuen Sprachmustern und übernimmt sie offiziell.

Die Debatte um Carstens Vergangenheit ist ja bekannt, trotzdem hat sich die große Koalition 1999 entschieden, die Brücke nach ihm zu benennen. Eine solche Entscheidung kann ich als neuer Senator nicht einfach revidieren. Wer das tun will, muss eine politische Debatte darüber in Gang setzen.

Selbst als offizieller Name hat „Carstens-Brücke“ gar keine Tradition. Das Bauwerk hieß 23 Jahre amtlich „Werderbrücke“.

Die Initiative für Straßenbenennungen liegt bei den Beiräten. Wenn dort entschieden wird, die Brücke umzubenennen, werden wir das natürlich umsetzen.

Fragen: Henning Bleyl

Eröffnung mit Senator und Oldtimer-Konvoi: Samstag 10 Uhr (rechtes Ufer)