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Archiv-Artikel

Ohne Angst zum Arzt

Vor einigen Jahren hat die Ärztekammer Nordrhein das Präventionsprogramm „Gesund macht Schule“ erfunden, das auf Ärztepatenschaften basiert. Im gerade begonnenen Schuljahr sind erstmals sieben Hamburger Schulen dabei

Darauf, dass Prävention dereinst reguläres Schulfach wird, kann man zwar hoffen. Auf allzu hohes Tempo bei derlei Reformen spekuliert man aber besser nicht. Die Ärztekammer Nordrhein hat daher bereits das Präventionsprogramm „Gesund macht Schule“ ersonnen, das Ärztepatenschaften für Schulen sowie Fortbildungen für Lehrer und Eltern bietet. Die betreffenden Ärzte halten Vorträge zu Kindermedizin, Impfungen, Ernährung und Entspannungstechniken, beteiligen sich an Unterricht und Projekttagen und regen Schulen an, gesünderes Kantinenessen anzubieten.

Seit dem Jahr beteiligt sich auch die Hamburger Ärztekammer an dem Programm; einzelne Schulprojekte gab es bereits. Von diesem Schuljahr an wird die Arbeit noch konkreter: Sieben Hamburger Schulen haben sich für anderthalb Jahre verpflichtet, das Programm umzusetzen und systematisch Gesundheitsaufklärung zu betreiben.

Damit verpflichten sie sich auch, die vom Kooperationspartner AOK erstellten Materialien für Unterricht und Elternfortbildung zu nutzen. Ernährung, Entspannung, Sexualerziehung, Suchtverhalten sowie die Kenntnis des eigenen Körpers sind deren Themen. Und natürlich basiert das Programm nicht nur auf Theorie: In Rollenspielen haben die Vorläufer-Schulen im Rheinland beispielsweise Arztbesuche simuliert, um Selbst- und Körperbewusstsein zu stärken, damit der Patient dereinst selbstbewusst beurteilen kann, ob ihm Art und Qualität der Behandlung zusagen oder nicht. Ein anderes Projekt widmete sich gemeinschaftlichem Kochen; Tischregeln und fremde Esskulturen waren selbstverständlich integriert.

Finanzielle Unterstützung im Sinne größerer Ausschüttungen für das Projekt gewährt das Programm allerdings weder im Rheinland noch in Hamburg. Denn „Gesund macht Schule“ ist eher als Initialzündung gedacht, um die Schulen anzuregen, ein gesünderes Umfeld zu schaffen und Kinder zur Mitwirkung anzuregen. Im Rheinland hat das im Einzelfall bereits funktioniert. „Dort hat eine Schule einen Gesundheits-Burger entworfen, der guten Absatz fand“, berichtet Dorthe Kieckbusch, Sprecherin der Hamburger Ärztekammer.

Dass das Interesse Hamburger Schulen bislang eher verhalten ist und man eigentlich Kapazitäten für 20 Schulen hätte, sieht sie gelassen. „Wir wünschen uns natürlich, dass noch mehr Schulen dazukommen, und Patenärzte haben sich auch bereits erboten“, sagt sie. Aber ihr ist klar, dass der Weg vom Bewusstsein zur Umsetzung weit ist. Strukturelle Veränderungen brauchen eben Zeit.

PETRA SCHELLEN