Mit High-Tech gegen Schülerspaß

An einer Göttinger Schule sollten feiernde Jugendliche mit einem speziellen Ultraschallsender fern gehalten werden. Die niedersächsische Linken-Fraktion bezeichnete das Gerät als „Schallwaffe“. Nun wurde es abgeschaltet

Die SchülerInnen der Integrierten Gesamtschule im Göttinger Ortsteil Geismar sind am Wochenende an ihrer Schule offenbar nicht willkommen. Ein Ultraschallsender auf dem Schulhof, der so genannte „Mosquito“, sendete Töne in einer Frequenz von 17 bis 18,5 Kilohertz, die nur von Jugendlichen bis etwa zum 25. Lebensjahr gehört und als störend empfunden werden. Bis Montag beschallte er den Eingangsbereich der Schule, wo vor seiner Installation Jugendliche an Wochenenden regelmäßig Partys gefeiert haben sollen.

Der Schuldezernent Ludwig Hecke stellte am Freitag in einer Sitzung des Göttinger Stadtrats fest, der Ultraschallsender sei als letztes Mittel gegen Verschmutzungen vor der Schule installiert worden. Man wollte eine Prüfung des Innenministeriums abwarten, bevor mit der Schule weitergehende Schritte besprochen werden sollten.

„Grundsätzlich sind wir gegen den Einsatz eines solchen Gerätes, weil es andere Möglichkeiten der Gefahrenabwehr gibt“, sagte Klaus Engemann vom niedersächsischen Innenministerium der taz. Die Behörde prüfe gerade, wie und unter welchen Umständen ein Mosquito im Rahmen des niedersächsischen Gesetzes über die öffentliche Sicherheit und Ordnung eingesetzt werden dürfe. Problematisch sei im Göttinger Fall vor allem, dass alle Jugendlichen pauschal von dem Signal betroffen seien und nicht nur verwarnte Störer.

Der niedersächsischen Linkspartei reicht diese Distanzierung nicht. „Ein Gerät wie der „Mosquito“ darf in Niedersachsen generell nicht zum Einsatz kommen“, forderte der Fraktionschef Patrick Humke-Focks. Und kritisierte, der Gesamtschulleiter Wolfgang Vogelsänger, nehme beim Einsatz dieses Gerätes die gesundheitliche Schädigung von Kindern und Jugendlichen in Kauf. Tatsächlich sind die gesundheitlichen Langzeitfolgen des „Mosquitos“ nicht abschließend erforscht. Eine vom niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit in Auftrag gegebene Studie kam 2007 zu dem Schluss, das Langzeitschäden durch das Gerät nicht auszuschließen seien. Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) hielt es überdies für kein geeignetes Mittel, um Kinder von Orten fern zu halten. „Mit Ultraschall-Störgeräuschsendern, die möglicherweise die Gesundheit gefährdenden, für Ordnung sorgen zu wollen, ist definitiv der falsche Weg“, sagte sie.

„Schulleiter Vogelsänger muss diese Schallwaffe sofort abbauen“, sagte Humke-Focks am Montag. Und das geschah dann auch: Stadtrat Hecke traf sich mit dem Rektor und zusammen beschloss man, das Gerät abzubauen. Ausschlaggebend sei eine Empfehlung des Innenministeriums gewesen, sagte er der taz. „Die Diskussion, ob ein solches Gerät pädagogisch sinnvoll ist, brauchten wir da gar nicht mehr zu führen.“ Benjamin Laufer