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Archiv-Artikel

Einblick in griechische Bildkunst

betr.: „Nach Süden, Richtung Tod“, die Ausstellung „Malerei für die Ewigkeit – Die Gräber von Paestum“ im Berliner Martion-Gropius-Bau, taz vom 8. 9. 08

Das Besondere an den Freskomalereien der Lukaner, einem italienischen Volksstamm in der ehemals griechischen Kolonie Paestum am Golf von Salerno, ist, dass sie nicht für die Nachwelt gedacht waren; vielmehr wurden die Gräber nach dem Begräbnis verschlossen. Die Fresken waren dafür bestimmt, den Toten bzw. die Tote ins Jenseits zu begleiten. Nur der Versiegelung der Gräber ist die gute Erhaltung der Freskomalereien zu verdanken und geben damit einen Einblick in die Bildkunst jener Zeit, denn von der griechischen Bildkunst dieser Zeit, die den Lukanern wohl als Vorlage diente, ist nichts erhalten geblieben. Einige der Grabplatten sind in der Ausstellung in Berlin erstmals überhaupt zu sehen, und auch die Aufstellung der sieben vollständigen Gräber mit ihren giebelförmigen Schmalseiten ist in ihrem Heimatmuseum in Paestum nicht möglich. Wie allgemein üblich, unterscheiden sich die Szenen der Malereien in Frauen- und Männergräbern. Während in den Frauengräbern einfache Aufbahrungsszenen vorherrschen, erzählen die Fresken in den Männergräbern von (Wett-)Kämpfen und Jagden, wobei Pferd und Wagen eine bedeutende Rolle spielen.

Warum die Thematik brisant sein soll, ist mir nicht ersichtlich, schließlich handelt es sich ja um Grabmalereien. Zahlreiche Grabbeigaben geben darüber hinaus noch Aufschluss über die Wertschätzung, die den Toten zuteil wurde. Irgendwelche Spekulationen (!) haben übrigens in archäologischen Ausstellungen nichts verloren.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

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