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Archiv-Artikel

Warnung vor dem gläsernen Patienten

Während Apotheker und Ärzte in Hamburg die neue e-card für gefährlich halten, spricht sich eine Kieler Gesundheitskonferenz für den elektronischen Patientenausweis aus. Doch auch Befürworter sehen noch Infobedarf

Ärzte, Apotheker und Patientenvertreter haben am Dienstag in Hamburg vor der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (e-card) gewarnt. Es bestehe die Gefahr, dass vertrauliche Krankendaten in falsche Hände gerieten und mit ihnen Missbrauch betrieben werde. „Wenn ein kranker Mensch damit rechnen muss, dass nicht nur sein Arzt über seine Beschwerden unterrichtet sein kann, sondern im ärgsten Fall auch der Nachbar oder Arbeitgeber, wird er die für einen Behandlungserfolg notwendige Offenheit dem Arzt gegenüber nicht zeigen“, warnt der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Dieter Bollmann. Und die Hamburger Allgemeinmedizinerin Silke Lüder betont: „Patienten wollen nicht, dass ihre Krankheitsdaten außerhalb der Arztpraxis ihres Vertrauens gespeichert wird“.

Die e-card ist eine Chipkarte, welche die Krankenversicherungskarte ersetzen soll. Neben den Personendaten soll die mit einem Lichtbild versehene Karte etwa Notfalldaten enthalten und die Möglichkeit einer Arzneidokumentation bieten. Weitere vertrauliche Informationen sollen auf Großrechnern abgelegt werden und von Ärzten und Patienten gemeinsam über einen Pin-Code abrufbar sein. Doch was passiert, wenn sich jemand in die Großserver hackt oder die hier gespeicherten Daten illegal weitergegeben werden? „Angesichts der jüngsten Datenschutzskandale muss die Totalvernetzung im Gesundheitswesen gestoppt werden“, fordert Lüder.

Ein Feldversuch mit der e-card in Flensburg musste im März wegen zahlreicher Pannen vorzeitig abgebrochen werden. Trotz dieser Probleme sprachen sich gestern die Teilnehmer der eHealth-Conference in Kiel für die Einführung der Karte aus. „Ängste und Irrationales werden sich verflüchtigen“, prognostizierte der Chef der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Leonhard Hansen, in Kiel.

Die Befürworter auf der Konferenz verwiesen auf Umfragen, nach denen 70 Prozent der gesetzlich Versicherten die Einführung befürworten. „Weiteren Informationsbedarf“, sieht hingegen Schleswig-Holsteins Ärztekammerpräsident Franz-Joseph Bartmann, der an die ärztlichen Forderungen an die neue Karte erinnerte. Sie müsse nachvollziehbar, Nutzen bringend und bedienerfreundlich sein. Um Ärzte von dem Projekt zu überzeugen, dürfe ihnen der Praxisalltag bei der Einführung nicht erschwert werden. Trotzdem werde es eine Gruppe von Ärzten geben, die grundsätzlich gegen die Karte sind. Marco Carini