WOCHENÜBERSICHT: KONZERT
: Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Auf die Frage, wie hoch man Scheiße wohl stapeln könne, gibt es ja nun eine verbindliche Antwort: 35 Meter. Das Programm der O2-World drückt auch nur eines aus: Masse. Zu verschiedenen Gelegenheiten ist inzwischen ausgeführt worden, dass prinzipiell nichts dagegen einzuwenden sei, wenn 17.000 Menschen in kollektivem Rausch irgendwelchen langhaarigen Krachmachern zujubeln würden. Einspruch. Wer den Klotz sprengen will, soll auch ehrlich seine/ihre Verachtung gegen die darinnen Befindlichen zum Ausdruck bringen. Mal ernsthaft: Metallica? Grönemeyer? Coldplay, ach Coldplay – zu „Live 2003“ konnte ich immer so gut einschlafen … Und dann die Puhdys. „Wir wolln die Eisbärn sehn!“. Nein, wolln wir nicht. Wir (!) sind individualistische (!!) Snobs. Wir wollen Turner Cody sehn, der am Dienstag seinen rauen Urban Folk einem mittelgroßen, dabei sehr distinguierten Publikum präsentieren wird, das elegant am Hals umfasste Bierflaschen (optional mit abgespreiztem Finger) statt Plastikbechern aufträgt. Bereits morgen wollen wir ein letztes Mal am Völkerball, dem fröhlichen Reigen internationaler Musik aus dem Hause Multikulti teilnehmen, und dabei angesichts der baldigen Schließung des Spartensenders die Diskussion, ob dort nun kulturvölkischem Romantizismus das Lied gesungen wird, mit Caipi (aus Plastikbechern, bedauerlicherweise) herunterspülen und uns am hervorragenden Linup (DJs wie Liveacts) erfreuen.

Außerdem werden wir am Sonntag abrocken, dass es IHM ein Lobgesang sein wird. Geoff Farina, einst Frontmann von Karate, hat sein Gehör wiedergefunden und wird mit den Glorytellers gar köstlich jammen.

Am Montag schließlich werden wir (nicht zu früh!) in einen Kurzurlaub fahren um zu den Electronica von Audio is Guilty und Michael Placke wir, also, äh, ganz ich zu sein.

Völkerball: 13. 9., ab 19 Uhr, Kulturbrauerei

Glorytellers: 14. 9., 23 Uhr, Bassy Cowboy Club

Kurzurlaub: 15. 9., 23 Uhr, SO36

Turner Cody: 16. 9., 21 Uhr, Festsaal Kreuzberg