unterm strich
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Der Vergleich ist, direkt nach der maßlosen Übertreibung (und auch in Kombination mit solcher), das wahrscheinlich beliebteste rhetorische Mittel. Seine Anwendung will allerdings beherrscht sein. Politiker und „Prominente“, die in der Öffentlichkeit ihre Klappe auftun, glänzen gerne mit leicht schiefen bis unverschämten „ist wie“-Sätzen, deren Plakativität entweder dumm oder öffentlichkeitswirksam konzipiert, manchmal auch beides zugleich ist. Hitler und Holocaust bieten den klassischen Fundus für entgleiste Vergleiche (siehe Joachim Meisner, Hugo Chávez, Herta Däubler-Gmelin), über die dann traditionell recht lange Empörung herrscht. Kürzlich entdeckte der bekannte Schauspieler Til Schweiger die jüngere Vergangenheit für sich: Als er am Donnerstag in einer Pressekonferenz zu seinem neuen Film „Männerherzen“ gefragt wurde, wem er bei der anstehenden US-Präsidentenwahl seine Stimme geben würde, antwortete er: „Obama natürlich!“ Und schob nach, dass die Wähler von Republikaner John McCain „Fanatiker“ seien, die er „auf dieselbe Stufe wie al-Qaida“ stelle. Bild.de sorgte sich prompt: „Ob er diese Worte wohl bald bereuen wird?“, und wies darauf hin, dass die Pressekonferenz „ausgerechnet am 11. September!“ stattgefunden habe. „Barack Obama ist auch kein Messias“, ergänzte Schweiger seine Aussage, „aber sicherlich die bessere Wahl.“ Das mit Obama und Messias ist wohlgemerkt kein Vergleich, sondern eine Metapher. Schweiger steht damit in der Tradition von Madonna. Die hatte sich noch lächerlicher gemacht, als sie den Auftakt ihrer Tour für einen Holzhammer-Vergleich im Dienste von Obamas Kampagne nutzte: Sie ließ eine Fotoserie auf ihre Bühne projizieren, auf der McCain neben Robert Mugabe zu sehen war – und natürlich Adolf Hitler.