hamburg heute: „China besteht nicht nur aus Politik“

Der Sinologe Timur Tatlici stellt in einem Vortrag die lustigen Seiten der Volksrepublik vor

taz: Darf man angesichts der Menschenrechtsverletzungen und des Tibet-Konflikts über China lachen?

Timur Tatlici: Sicherlich! Das Leben in China besteht doch nicht nur aus Politik. Jeder, der schon einmal dort war, weiß, dass Chinesen nicht griesgrämig sind, sondern mit viel Spaß und Humor durchs Leben gehen. Wenn man von den USA erzählt, beschreibt man doch auch nicht nur Guantanamo und die Eskapaden von Frau Palin.

Finden Sie also, das Bild der Deutschen von China sei zu einseitig?

Ganz klar, es gibt Probleme in China, davon möchte ich nicht ablenken, aber eben auch die andere, lustige Seite. Die kommt in der Berichterstattung viel zu kurz. Es werden nur politische Kader gesehen und nicht die Menschen. Wenn man dort ist, begegnet einem jeden Tag Skurriles und Absurdes: Mao-Bildchen als Glücksbringer in den Taxis und kitschige Glitzer-Weihnachtsbäume. Der Vortrag soll zeigen, dass man China nicht immer zu ernst nehmen muss.

Sie wollen sich also über die Eigenheiten einer fremden Kultur lustig machen?

Ja natürlich, es gibt Dinge, die aus deutscher Sicht einfach amüsant sind: Warum wird Coca Cola wörtlich mit „kann man in den Mund nehmen und Freude daran haben“ übersetzt? Ich werde aber auch deutlich machen, dass man über die Deutschen ebenso lachen kann und dass die Chinesen einige unserer kultureller Eigenschaften genauso seltsam finden. RORI

Goethe-Institut, 19 Uhr, Eintritt frei

TIMUR TATLICI, 32, Sinologe und Schlagzeuger