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Archiv-Artikel

Der Dosenschwur von Föhr

Auf der Nordseeinsel sind Getränkedosen schon seit 1990 unerwünscht. Zu Beginn dieses Jahres wurden nun auch alle anderen Einwegverpackungen mit dem Bann belegt

Auf der Nordseeinsel Föhr ist das Dosenpfand kein Thema: Limonaden-, Cola- und Bierdosen sind dort seit zwölf Jahren aus den Regalen der Geschäfte verbannt. Seinen eigenen freiwilligen „Dosenschwur“ hat der Handel jetzt noch getoppt. Als „Zeuge des Schwures“ war am 19. Dezember der schleswig-holsteinische Umweltminister Klaus Müller (Grüne) anwesend, als der Bann auch auf Einwegflaschen aus Glas und Kunststoff zum 1. Januar diesen Jahres erweitert wurde.

„Föhrer Dosenschwur“ – das ist die Selbstverpflichtung des Einzelhandels sowohl der Stadt Wyk als auch der Inseldörfer, keine Getränke in Dosen zu verkaufen. Anlass dafür war das Seehundsterben 1988. Das Bewusstsein für die Gefährdung des Ökosystems Wattenmeer wuchs nicht zuletzt bei jenen in der Küstenregion, für die eine unversehrte Natur auch wirtschaftliche Ressource ist, nämlich den Vertretern des Tourismus und angrenzender Branchen.

Die Anregung, als Beitrag zur Abfallvermeidung und damit zum Umweltschutz auf Getränkedosen zu verzichten, kam von den Grünen in der Wyker Stadtvertretung. Sie warben bei den Geschäftsleuten für die Idee und bei einer Bürgerversammlung im September 1990 kam es zum Schwur.

Der Föhrer Dosenschwur hat die Insel zum international beachteten Vorreiter in Sachen Abfallvermeidung gemacht. Der Wyker Umweltberater Jan Carstensen berichtet von Anfragen aus Japan, den USA und Belgien. Den Initiatoren hat das viel Lob eingebracht. „Das ist eine tolle Sache“, sagt die Sprecherin des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums, Claudia Viße.

Dass die eine oder andere Getränkedose vom Festland auf die Insel gelangt, sei im Einzelfall nicht zu verhindern, weiß Carstensen. Meist geschehe dies aus Unwissenheit. Aber unter dem Strich funktioniere die Selbstverpflichtung „zu 99 Prozent“.

Ähnliche Erfolgsquoten versprechen sich die Initiatoren auch von ihrer neuen Aktion. „Nicht Ex und Hopp, sondern mehr Qualität durch Mehrweg“ ist nach Angaben der Stiftung „fering natüür“ das Motto. Die Föhrer Einzelhändler wollen so das vom Gesetz geforderte Rücknahmesystem für Getränkedosen und –einwegflaschen zumindest auf „ihrer“ Insel überflüssig machen und stattdessen ein funktionierendes Mehrwegsystem aufbauen. heike wells