piwik no script img

Archiv-Artikel

Aufmarsch am Golf

USA schicken weitere 11.000 Soldaten in die Region. Außenministerium in Berlin dementiert Rücktrittshilfe für Saddam. Basra unter US-Beschuss

BAGDAD rtr/ap/dpa ■ Mehr als 11.000 US-Soldaten bereiten sich auf eine Verlegung in die Golfregion vor. Laut US-Verteidigungskreisen wird mit der Verlegung der im Wüstenkampf trainierten Soldaten erstmals seit dem Golfkrieg von 1991 eine volle Kampfdivision in die Region geschickt. Insgesamt soll mit den Ende Dezember befohlenen Verlegungen die Zahl der US-Soldaten in der Golfregion von derzeit etwa 60.000 verdoppelt werden.

Nach den Worten des irakischen Vizeministerpräsidenten Tarik Asis bereiten die USA in der Golfregion einen Angriff auf sein Land vor, ganz gleich ob es Massenvernichtungewaffen besitzt oder nicht. Eine iranische Zeitung meldete gestern hingegen, es gebe angeblich mit Russland abgestimmte Pläne der USA, den irakischen Präsidenten Saddam Hussein ohne Krieg und Gewalt zu stürzen. Die Zeitung Entechab bezog sich auf ein Telefongespräch, in dem der deutsche Außenminister Joschka Fischer seinen iranischen Kollegen Kamal Charrasi darüber informiert haben soll. Das Auswärtige Amt dementierte dies umgehend.

Derweil stoßen die zu Wochenbeginn vom Weltsicherheitsrat verhängten neuen Importbeschränkungen im Irak auf heftige Kritik. In staatlichen Medien hieß es gestern, die Maßnahmen träfen bewusst dieBevölkerung Iraks. Die auf Druck der USA und Großbritanniens zu Stande gekommene Resolution beschränkt die Einfuhr von Gegenständen, die Irak nach Ansicht der USA in einem Krieg nutzen könnte. Neben Kommunikationsausrüstungsgegenständen fallen darunter auch Antibiotika.

Die UN-Waffeninspektoren haben gestern ihre Kontrollen im Irak fortgesetzt. Sie besuchten mindestens vier teils militärische Einrichtungen in der Nähe von Bagdad. Ein Team machte sich auf den Weg in Richtung Tikrit, der Geburtsstadt von Saddam Hussein. In den kommenden Tagen sollen für die Inspektionen auch Hubschrauber eingesetzt werden. Außerdem werden nach Medienberichten zwei weitere Standquartiere in Mossul und in Basra vorbereitet. Bei Angriffen amerikanischer und britischer Flugzeuge auf die Stadt Basra ist nach irakischen Angaben ein Mensch ums Leben gekommen. Zwei weitere seien verletzt, berichteten irakische Medien gestern unter Berufung auf einen Armeesprecher. Einzelheiten wurden nicht genannt. Basra liegt etwa 550 Kilometer südlich von Bagdad in der von den USA und Großbritannien kontrollierten Flugverbotszone.