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: Das Ende des großen Zischs

Wem Bier mit Weißblechnote gefiel und auch die Umwelt eher am, äh, Hintern vorbeiging, für den hatte das schon etwas: Das viel versprechende Zischen des Druckverschlusses beim Öffnen der Dose, die Fontäne Schaum, die man schnell mit dem Mund aufzuhalten suchte, das latent aggressive Zerknautschen der Dose nach gelungener Durstbefriedigung – und schließlich die einfache Entsorgung des wunderbar leichten Behältnisses in den Stadtraum. Ex und hopp war sinnfälliger nicht zu genießen.

Kommentar von PHILIPP GESSLER

Dank der Hartnäckigkeit eines Bundesumweltministers und der Uneinsichtigkeit des obersten deutschen Gerichts aber ist uns dieser Genuss in Zeiten von „Geiz ist geil“ nun fortan verwehrt: Gerade in der armen Stadt Berlin wird kaum jemand mehr auf die paar Cent verzichten, die man bekommt, wenn man brav wie bei Mehrwegflaschen auch die Dosen zu Bolle und Co. zurückbringt. Oder etwa nicht?

Die Stichprobe der taz zeigt, dass die Hauptstädter in guter Tradition mal wieder zum Tricksen neigen, Käufer ebenso wie Verkäufer. Den einkommensschwachen Bürgerinnen und Bürgern der Metropole ist dies nicht wirklich vorzuwerfen: Wer kann sich schon Umweltbewusstsein leisten, wenn das Geld kaum fürs Überleben reicht? Ärgerlich aber ist die Trickserei von Seiten der Einzelhandelsketten, die erst mit absurden Klagen bis nach Karlsruhe gehen – und plötzlich feststellen, dass eine genehmere Regierung leider nicht gewählt wurde und in Deutschland eben manchmal auch Gesetze zu gelten beginnen.

Doch ihre Sabotagetaktik und lächerliche Schimpferei über das angebliche „Zwangspfand“ darf nicht aufgehen! So sollte auch das Land mit seinen Mitteln streng kontrollieren, ob diese sinnvolle Neuerung trotz aller Trickserei befolgt wird. Womöglich auch, weil dadurch in ein paar Monaten einige wirklich arme Berliner etwas Gutes für die Umwelt tun und dabei noch ein wenig verdienen können.