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Archiv-Artikel

In Venezuela eskaliert die Gewalt

Präsident Hugo Chávez droht mit dem Ausnahmezustand – aber in den Köpfen herrrscht dieser schon längst. Immer öfter kommt es zu Toten und Verletzten bei Auseinandersetzungen zwischen Chávez-Gegnern, Chávez-Anhängern und Polizei

von INGO MALCHER

Zwei Tote und weit über 30 Verletzte – das ist die Bilanz eines blutigen Wochenendes in Venezuela, an dem sich die Polizei sowie Gegner und Anhänger von Präsident Hugo Chávez wilde Schießereien geliefert haben. Damit haben die Auseinandersetzungen in Venezuela eine neue Stufe der Eskalation erreicht. Seit über fünf Wochen versucht die Opposition mit einem Generalstreik, den demokratisch gewählten Chávez aus dem Amt zu zwingen.

Während einer Straßenschlacht zwischen der Polizei, rund 1.000 Chávez-Gegnern und mehreren hundert Gefolgsleuten des Präsidenten war es am Freitag in der Hauptstadt Caracas zu einer Schießerei gekommen. Zwei Anhänger des Präsidenten wurden dabei getötet, weit über 30 weitere Demonstranten wurden verletzt. Die Zusammenstöße ereigneten sich während einer Demonstration, auf der die Freilassung des oppositionellen Generals Alfonso Martínez gefordert wurde, der in einer Militärkaserne seinen Hausarrest absitzen muss. Er hatte sich im April an einem Putsch gegen Hugo Chávez beteiligt und sich Anfang Dezember erneut aufständischen Militärs angeschlossen. Vor einer Woche wurde er unter Hausarrest gestellt und wartet auf seinen Prozess.

Bei einer Mahnwache für die beiden Toten vom Freitag fielen am Samstag erneut Schüsse. Dieses Mal lieferten sich Chávez-Anhänger und Polizei eine Schießerei, bei der zwei Beamten verletzt wurden, wie die Sicherheitskräfte mitteilten. Sollten die gewalttätigen Auseinandersetzungen anhalten, hat Präsident Chávez mit dem Ausnahmezustand gedroht. „Ich muss die Leute beschützen und habe dann keine andere Wahl mehr“, sagte er.

Während es über die Weihnachtsfeiertage in Venezuela erstaunlich ruhig geblieben war, scheint die Gewalt jetzt zu eskalieren. Dabei sind alle auf alles vorbereitet. Auf einem Graffito an der Plaza Venezuela in Caracas heißt es: „Bei einem Putsch gibt es Rebellion.“ Die Drohung kommt von den regierungsnahen „Bolívarischen Zirkeln“, die sich schon lange bewaffnet haben. Aber auch die Opposition ist längst bewaffnet, wie sich jetzt zeigt. Keiner der Oppositionsführer geht ohne bewaffneten Leibwächter auf die Straße, und auch einfache Chávez-Gegner horten Waffen und Munition.