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Archiv-Artikel

Die Elbphilharmonie bebt

Bürgermeister Ole von Beust entlässt Hartmut Wegener, den mächtigen Chef der Elbphilharmonie-Realisierungsgesellschaft. Ein Zusammenhang mit dem geplatzten Krisengipfel mit Hochtief besteht angeblich nicht

„Wir wollen Herrn Wegener nicht beschädigen und daher kein Statement abgeben“ – Bernd Pütter, Sprecher der Baufirma Hochtief Constructions, kommentiert diplomatisch, was sogar den Elbphilharmonie-Intendanten Christoph Lieben-Seutter überraschte: Hartmut Wegener, Projektleiter der stadteigenen Realisierungsgesellschaft (Rege), wurde am Mittwoch von Bürgermeister Ole von Beust entlassen.

Eine Personalie, die in engem zeitlichem Zusammenhang steht mit den Verhandlungen der Rege mit dem Baukonzern Hochtief, der rund 100 Millionen Euro schwere Nachforderungen gestellt hat. Einen Krisengipfel zwischen Wegener und und Henner Mahlstedt, dem Leiter von Hochtief Constructions, war am Freitag kurzfristig abgesagt worden. Dass dies mit Wegeners Entlassung zusammenhänge, bestätigte gestern niemand.

Tatsache ist aber, dass Wegeners Nachfolge ein ehemaliger Untergebener antritt: Heribert Leutner, von 2004 bis 2007 Projektleiter bei der Rege. Derzeit ist Leutner Prokurist bei bei einer Immobilien-Firma. Weshalb er 2007 die Rege verließ, sagte er gestern nicht.

Auch strukturell wird sich bei der Rege einiges ändern: An die Schnittstelle zwischen Aufsichtsrat und Geschäftsführung soll ein noch zu besetzender „Bauausschuss“ gesetzt werden. Ein offiziell „beratendes“ Gremium, dessen Wort allerdings nicht bindend sein wird.

An der Spitze des Aufsichtsrats der „Elbphilharmonie Hamburg Bau KG“, bei der alle Fäden zusammen laufen, wird künftig Johann Lindenberg, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Unilever Deutschland, stehen. Auch Wilhelm Friedrich Boyens, tätig in einer Unternehmensberatung, kommt hinzu. „Es soll weiterer externer Sachverstand hinzugezogen werden“, sagt Rege-Sprecher Karl Olaf Petters.

Dass all diese Veränderungen wie ein Schuldeingeständnis der Stadt in puncto Baubehinderungen und Geldnachforderungen aussehen könnten, sieht er nicht. Auch Hochtief-Sprecher Pütter bleibt gelassen: „Wir verhandeln weiter und sprechen mit allen.“ Ob man den September 2011 als Eröffnungstermin der Elbphilharmonie halten könne, hänge allerdings davon ab, „ob die Voraussetzungen für den Bau gegeben sind.“ PETRA SCHELLEN