: Ring frei für Connex in Berlin
Private Bahnfirma möchte ab 2006 die Ringbahn betreiben. Senat ist von dem Angebot überrascht worden
Bislang fährt Connex auf zwei Bahnstrecken durch Berlin – von Gera nach Rostock und von Zittau nach Stralsund. Ab 2006 könnte das französisch-deutsche Verkehrsunternehmen aber auch um die Hauptstadt herumfahren – auf den Gleisen des Berliner S-Bahn-Rings. Ein entsprechendes Angebot hat Connex dem Senat unterbreitet, wie gestern eine Sprecherin von Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) bestätigte.
Mit der Offerte platzte Connex mitten in die Verhandlungen zwischen Senat und der S-Bahn GmbH, einer Tochter der Bahn AG, um einen neuen Verkehrsvertrag. Dabei soll das Angebot der privaten Bahnfirma, die neben den beiden Berlin-Strecken auch die Lausitzbahn betreibt, deutlich günstiger als das der S-Bahn sein. Würde Connex den Zuschlag bekommen, müsste das Land auch weniger an Zuschüssen bezahlen.
Gleichwohl zeigte sich die Verkehrsverwaltung gestern eher reserviert. „Das Angebot kam völlig überraschend“, sagte Strieder-Sprecherin Petra Rohland. „Das ist Neuland für uns. Es erfordert einen sehr hohen Aufwand, die wirtschaftlichen Daten zu überprüfen.“
Weniger überrascht zeigte sich der grüne Verkehrsexperte Michael Cramer: „Der Senat hat die regionalen Verkehrsmittel bislang immer an die S-Bahn durchgereicht, ohne dass diese etwa mit verbilligten Schülertickets reagiert hat.“ Dies sei umso problematischer, als die S-Bahn reichlich Gewinn macht. Doch der werde nicht reinvestiert, sondern an die Mutterfirma Bahn AG weitergereicht.
Das Connex-Angebot ist für den Grünen deshalb auch ein Signal in Richtung Ausschreibung des Regionalverkehrs. „Ich will mehr Konkurrenz, weil ich sonst keine Transparenz kriege“, so Cramer. Etwas vorsichtiger äußerte sich gestern Cramers SPD-Kollege Christian Gaebler. „Auch wir wollen mit dem Preis runter“, sagte Gaebler, „schließlich liegt die S-Bahn 30 bis 40 Millionen Euro über vergleichbaren Preisen.“ Doch das müsse man nicht gleich mit einer Ausschreibung machen, sondern auch mit „ausschreibungsähnlichen Verhandlungen“. Schließlich gelte es, die S-Bahn auf den Wettbewerb erst vorzubereiten.
Verkehrssenator Strieder sieht das ähnlich. Ihm liegt an einem langfristigen Vertrag mit der S-Bahn. Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) dagegen scheint in die Bahn-Tochter weniger Vertrauen zu haben. Er plädiert wie die Grünen für mehr Wettbewerb und fordert, der Bahn nur noch einen Einjahresvertrag zu geben. UWE RADA