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Der Verleger Helmut Kindler ist im Alter 95 Jahre in Küsnacht bei Zürich gestorben. Das teilte die Redaktion des Berliner Tagesspiegels, den Kindler 1945 mitbegründete mit. Er starb bereits am Montag. Der am 3. Dezember 1912 in Berlin geborene Kindler gründete 1951 in München den Kindler Verlag, der etwa die Enzyklopädien „Kindlers Literaturlexikon“ oder „Grzimeks Tierleben“ herausgab.

Zu seinen Autoren gehörten unter anderem Willy Brandt, Walter Jens, Leon Uris („Exodus“), Ludwig Marcuse und Stefan Heym. Die größten Erfolge waren die Memoiren Ferdinand Sauerbruchs mit 1,5 Millionen verkauften Exemplaren und Sebastian Haffners „Anmerkungen zu Hitler“. Kindler, der nach dem Krieg auch die Berliner Zeitung sowie gemeinsam mit Heinz Ullstein die ambitionierte Wochenzeitung Sie herausgab, war ein hoch politischer Mensch (und neben all seinen anderen publizistischen Tätigkeiten war Kindler auch taz-Genosse!).

Unter den Nazis saß er anderthalb Jahre im Gefängnis weil er Kontakte zu Widerstandskreisen hatte. 1977 gliederte Kindler, der auch die Illustrierte Revue und die Jugendzeitschrift Bravo herausgab, Teile seines Verlags in die Holtzbrinck-Gruppe ein. 1981 übernahm Holtzbrinck den Verlag dann ganz.