: Rote Ruhr-Zahlen
Nicht alle WAZ-Blätter machen mehr Gewinn. Konzern zieht Sparbremse und wirft Konzept über den Haufen
Dass das WAZ-Modell, bei dem sich in Deutschlands drittgrößtem Zeitungshaus verschiedene Titel gegenseitig Konkurrenz machten, Geschichte ist, war schon im Juni hier zu lesen (taz vom 23. 6.). Fast exakt auf den Tag genau drei Monate später bestätigte jetzt der neue WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus auch ganz offiziell den Ausstieg aus einem Mythos. „Wir werden keinesfalls Titel verschmelzen, aber wir müssen Synergien heben“, sagt Nienhaus im Interview mit der Süddeutschen Zeitung – und hat als gelernter Springer-Mann auch gleich ein Beispiel parat: Welt, Welt kompakt und Berliner Morgenpost hätten doch schließlich auch „ein interessantes Modell der Zusammenarbeit entwickelt“, so Nienhaus.
Doch bei dem in Berlin praktizierten Springer-Modell sind die eigenständigen Redaktionen der beteiligten Blätter weitgehend aufgelöst. Und was das Springer-Modell konkret bedeutet, weiß Nienhaus als ehemaliger Geschäftsführer der Bild-Gruppe genau: massive Stelleneinsparungen. Weit über 150 Mitarbeiter waren nach der großen Redaktionsfusion in Berlin übrig.
Darauf zielt auch die WAZ: Denn sie hat „im Ruhrgebiet ein Kosten- und Ergebnisproblem“, sagt Nienhaus: „Nicht alle Titel schreiben schwarze Zahlen.“ Sorgenkind Nummer eins ist dabei nach Branchenberichten die Westfälische Rundschau aus Dortmund, doch auch beim Flaggschiff WAZ fällt trotz des ausgeprägten Führungswillens ihres Chefredakteur Ulrich Reitz die Auflage. Genau nachlesen kann man das aber nirgends: Bei den Auflagenzahlen exerziert die WAZ-Gruppe schon seit Jahrzehnten vor, wie Synergie geht – und weist nur die Zahl der Exemplare aller Titel zusammen aus. Im zweiten Quartel 2008 waren das noch stattliche 875.689 Zeitungen pro Tag – 2004 noch weit über 1 Million. STG