: Die Freiheit der Friesen
Borkumer streiten um Fährverbindung nach Emden
Auf der ostfriesischen Insel Borkum formiert sich Widerstand gegen die Reederei AG Ems. 1.400 der rund 5.500 Borkumer haben eine Unterschriftenliste unterzeichnet, die sich gegen den neuen Fahrplan und die Preise der Fährreederei wendet. „Das Maß ist voll“, entrüstet sich Eldert Sleeboom, einer der Initiatoren des Aufbegehrens. „Die Reederei hat ihren Fahrplan zum Nachteil von uns Insulanern geändert und uns einfach vor vollendete Tatsachen gestellt“, kritisiert er. Auf der Insel reift jetzt der Plan, als Bürgerinitiative ein eigenes Fährschiff zu chartern.
Die AG Ems unterhält den Linienbetrieb seit mehr als 100 Jahren. Die Borkumer vermissen besonders die mit dem neuen Fahrplan gestrichenen Autofähren morgens um 08.00 Uhr ab Borkum nach Emden und gegen 17.00 Uhr zurück. Mit dem Auto können sie sich auf dem Festland schnell bewegen, um etwa Einkäufe und Facharztbesuche abzuwickeln.
„Wer ohne Auto mit dem Katamaran der Reederei fährt, muss pro Fahrt 2,50 Euro zusätzlich bezahlen,“ rechnet Sleeboom. Das sei zwar der halbe Preis dessen, was Inselbesucher bezahlen, aber bei den häufigen Fahrten doch eine ganze Menge. Die Autofähre zum niederländischen Eemshaven sei keine Alternative.
Bernhard Brons, Alleinvorstand der Reederei, hält dagegen: „Eemshaven bietet bei einer Transportentfernung von 10 zu 28 Seemeilen gegenüber Emden geographische Vorteile bei den Autofähren. Der Streckenaufwand beträgt damit fast nur ein Drittel.“ Derk Steemann, stellvertretender Bürgermeister weiß auch von anderen Gründen, die zur negativen Einstellung vieler Borkumer gegen die AG Ems führten: „Die AG Ems ist auf Borkum Marktbeherrscher. Die Fährverbindungen, die Inselbahn und –busse, die Inselfluglinie und sogar der Fahrradverleih am Bahnhof gehören dem Konzern. Zudem betreibt die Aktiengesellschaft zwei Hotels auf der Insel, veranstaltet Busrundfahrten und Schiffsfahrten zu den Seehundbänken.“ Die Insulaner verstehen ihren Unmut nicht nur als Kampf um ihre gewohnten Fährverbindungen, sondern auch für ihre Freizügigkeit. Michels-Steemann: „Freiheit ist ein friesisches Gefühl.“ dpa