Bonusregelung in Häfen : Ein Herz für Trittbrettfahrer
Wer vor 40 Jahren einen Job in der Druckindustrie angetreten hat, der ist schon am ersten Tag gefragt worden: „Bist du im Verband?“ Und wer nicht bald ein Buch der IG Druck und Papier vorlegen konnte, dem wurde um den Arbeitsplatz ein weißer Kreide-Kreis gezogen. Der Kollege war markiert als „Kollegenschwein“.
KOMMENTAR VON KAI VON APPEN
Diese Zeiten sind vorbei, egal, ob man das gut oder schlecht findet. Festzuhalten bleibt jedoch, dass sich die Gewerkschaften dem Problem der Trittbrettfahrerei und des Mitgliederschwundes stellen müssen, wenn sie überhaupt noch etwas zu melden haben wollen.
50 Prozent der Betriebe im Westen sind mittlerweile nicht mehr tarifgebunden, Flächentarife bald die Ausnahme. Das hat die Folge, dass in manchen Branchen mangels Kampfkraft und gewerkschaftlicher Basis die Löhne so niedrig sind, dass sie allein zum Leben ohne staatliche Stütze nicht mehr ausreichen.
Wenn nun Schwarz-Grün in Hamburg versucht, eine Bonusregelung zwischen Ver.di und der HHLA zu canceln – der Betrieb ist ohnehin zu 80 Prozent organisiert – kommt das einer Kriegserklärung an Ver.di gleich.
Es geht also nicht um Kosten, sondern um das Bestreben, keinesfalls Präzedenzfälle zu schaffen, die Ver.di auch andernorts stärken könnten – und wenn Trittbrettfahrern dafür das Geld hinterher geworfen wird.