piwik no script img

Urlauber in Ägypten verschleppt

Die Entführten, darunter fünf Deutsche, waren unterwegs im Dreiländereck Sudan, Ägypten und Libyen, einer Schmuggelregion. Angeblich sollen sie wieder frei sein

KAIRO taz ■ Es sollte eine Abenteuerreise in die ägyptische Sahara werden, doch der geplante Wüstentrip der fünf Deutschen nahm einen völlig anderen Verlauf. Zusammen mit fünf Italienern und einem Rumänen wurden sie im Grenzgebiet zum Sudan verschleppt. Auch vier Ägypter, Wüstenführer und Wachpersonal, wurden von der Bande maskierter Männer entführt, erklärte der ägyptische Tourismusminister Soheir Garrana am Montag.

Im Auswärtigen Amt in Berlin wurde inzwischen bestätigt, dass die Gruppe seit Freitag vermisst werde. „Wir müssen von einer Verschleppung der Deutschen ausgehen“, sagte eine Sprecherin. Inzwischen tagt ein Krisenstab. Wer hinter der Entführung steckt, ist bisher nicht klar. Die ägyptische Regierung spricht von einer Entführung mit kriminellem Hintergrund. Laut Angaben aus Kairo sollen Mitarbeiter des ägyptischen Geheimdienstes mit den Entführern Verhandlungen über Lösegeldzahlungen aufgenommen haben.

Nach Meldungen aus Sicherheitskreisen in Kairo sollen die Entführten inzwischen freigelassen worden sein, nachdem die Kidnapper sie ausgeraubt hatten. Danach sei ihnen auf dem Weg von der sudanesisch-ägyptischen Grenze das Benzin ausgegangen.

Angeblich wurden die Touristen im Gebiet des Gilf al-Kebir entführt, einem Wüstenplateau, das sich zwischen Ägypten, dem Sudan und Libyen erstreckt. Das Gebiet ist nicht nur berühmt für seine Höhlen mit prähistorischen Malereien, sondern auch für seinen regen Drogen- und Viehschmuggel im Dreiländereck. Es ist kein Geheimnis, dass auch Touristen in dem schlecht abgesicherten Gebiet zwischen Ägypten und dem Sudan hin und her fahren. Üblicherweise fahren die Touristen in einem Konvoi von mindestens drei wüstentauglichen Fahrzeugen, falls eines ausfällt oder stecken bleibt. Für die Reise benötigen die Touristen eine besondere Genehmigung der Verwaltung der Wüstenprovinz und der Geheimpolizei. Normalerweise muss dann ein ägyptischer Polizeioffizier auf die Reise mitgenommen werden.

Fälle von Entführungen von Ausländern sind in Ägypten bisher unbekannt. In die Schlagzeilen geraten ist das Land am Nil dagegen immer wieder durch Anschläge auf Touristen, vor vier Jahren in Taba, im Jahr darauf in Scharm al-Scheich, der letzte dann 2006 in Dahab, allesamt Badeorte am Roten Meer auf der Sinaihalbinsel. Mitte der 90er-Jahre gab es zahlreiche Attentate im Niltal, die dann aber abflauten, nicht nur weil die ägyptischen Behörden Zehntausende für Jahre in den Gefängnissen wegsperrte, die sich einer Mitgliedschaft in einer der militanten islamistischen Gruppen verdächtig gemacht hatten. Die Gama’a Islamija, die Islamischen Gruppen, die für die meisten Anschläge damals verantwortlich gezeichnet hatten, hatten sich auch zunehmend isoliert.

Die späteren Attentate im Sinai gingen auf das Konto einer neuen islamistischen Gruppe, die sich vor allem unter den Beduinen im Sinai rekrutiert zu haben scheint. KARIM EL-GAWHARY

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen