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Archiv-Artikel

Aufmarsch am Golf

Rumsfeld beordert 62.000 US-Soldaten in die Golfregion. Bremsende Stimmen der Verbündeten gegen einen Irakkrieg werden lauter

BERLIN dpa/afp ■ Die USA haben die Stationierung ihrer Truppen am Golf mit dem Marschbefehl für 62.000 Mann binnen 24 Stunden dramatisch beschleunigt. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld habe die Order zur Entsendung von weiteren 27.000 Mann unterzeichnet, berichteten US-Medien. Am Freitag hatten 35.000 Soldaten Marschbefehl erhalten, darunter 14.000 Angehörige von Elitetruppen. Gestern wurden auch die ersten in Europa stationierten US-Soldaten zu Stützpunkten an den Persischen Golf verlegt. Mehr als 200 Soldaten der US-Kampfflugeinheit Spangdahlem in der Eifel starteten in einer zivilen Maschine in die Region. Die US-Armee könnte damit bis Mitte Februar etwa 150.000 Soldaten in der Region für einen etwaigen Irakkrieg zusammenziehen.

US-Verbündete und Freunde fordern die US-Regierung immer deutlicher auf, einen möglichen Krieg gegen den Irak aufzuschieben. „Die Chancen eines Krieges sind gesunken“, zitiert die Washington Post einen Regierungsbeamten. Besonders Großbritannien, der engste Verbündete der USA, dringe auf mehr Zeit für die UN-Waffeninspektionen im Irak.

In der Labour-Regierung des britischen Premiers Tony Blair gibt es großen Widerstand gegen einen Irakkrieg. Mehrere Minister hätten Blair gewarnt, dass er seine Strategie unbedingt besser „verkaufen“ müsse, berichtete der Sunday Telegraph. Sonst drohe ihm eine Rebellion. Frankreich verlangt laut Washington Post weiter Beweise für die US-Vorwürfe, der Irak besitze Massenvernichtungswaffen.

Die Türkei zögert, den Amerikanern die Nutzung der türkischen Stützpunkte zu erlauben. Ministerpräsident Abdullah Gül forderte Iraks Staatschef Saddam Hussein auf, einen Krieg zu verhindern. „UN-Entscheidungen müssen umgesetzt werden in einer Weise, die keinen Raum für Zweifel lässt“, sagte Gül vor dem Abflug nach Iran, der jüngsten Station seiner Reise durch mehrere arabische Länder, mit der der türkische Regierungschef einen Krieg abzuwenden versucht.

Tausende Milizionäre der regierenden Baath-Partei in Irak haben mit echter Munition geübt. Das berichtete Al-Dschumhuria. Die Übungen hätten in Bagdad und weiteren irakischen Städten stattgefunden. Die Baath-Milizen, denen sieben Millionen Männer und Frauen angehören, sind Teil der von Machthaber Saddam Hussein gegründeten „Armee von Jerusalem“, die sich die Befreiung Jerusalems zum Ziel gesetzt hat.