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: Zwei Eishockeyklubs der NHL melden Konkurs an

Torflut in die Pleite

„Unbezahltes Team schlägt überbezahltes Team“, lautete jüngst die Schlagzeile der New York Times, als die Eishockeymannschaft der Ottawa Senators im Madison Square Garden mit 5:2 gegen die New York Rangers gewonnen hatte. Bankrottes Team dominiert NHL, könnte es inzwischen heißen, denn die Senators, deren Spieler zuletzt ihr Geld nicht bekamen und die ohnehin einen der niedrigsten Gehaltsetats der Liga besitzen, sind das momentan erfolgreichste Team der NHL. „Offensichtlich macht uns das alles nichts aus“, sagt Starstürmer Marian Hossa.

„Das alles“ ist der Konkurs, den die Senators letzten Donnerstag anmeldeten. Im Gegensatz zu Teams wie den Winnipeg Jets oder Quebec Nordiques, die längst in die USA abwanderten, blieben die Senators in Kanada, wo höhere Steuern, geringe Fernseheinnahmen und der ungünstige Dollarkurs wirtschaftliche Nachteile gegenüber den US-Teams bringen. „Das hat sich lange angedeutet und ist hoffentlich der Beginn einer Reparatur“, kommentierte NHL-Commissioner Gary Bettman den Konkurs.

Erst einmal geschützt vor den Forderungen der Gläubiger, die insgesamt 160 Millionen US-Dollar betragen sollen, werden in Ottawa – wie auch bei den Buffalo Sabres, die am Montag den gleichen Schritt wie die Senators unternahmen – jetzt verschiedene Modelle der Sanierung geprüft. Priorität soll das Bestreben genießen, die Senators in Ottawa zu halten, wo Eishockey eine große Tradition besitzt. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gewannen die Ottawa Silver Seven mehrfach den Stanley Cup, 1905 etwa gegen eine Mannschaft vom Yukon, die für die Anreise 23 Tage benötigte und diese teilweise in Hundeschlitten absolvierte.

„Ich werde alles tun, damit das Team hier bleiben kann“, verspricht Bryden, nicht ohne gleichzeitig das Desinteresse der örtlichen Bevölkerung zu beklagen. „Wenn du eine Halle nicht mit dem besten Team der NHL füllen kannst, mit dem, das die meisten Tore schießt, mit Spielern, die zusammen mit diesen Fans aufgewachsen sind, dann musst du dich fragen: Wie sollst du überleben?“

In der NHL meldeten zuvor bereits die Los Angeles Kings und zweimal die Pittsburgh Penguins Konkurs an. Beide konnten saniert werden. „Wir sind damit fertig geworden“, sagt Gary Bettman, entsprechend optimistisch ist er. Gleichzeitig fordert er – ganz im Sinne der Klubbesitzer – eine Beschränkung der Spielergehälter. „Wir müssen unser ökonomisches System ändern, die Wirtschaftlichkeit des Sports funktioniert – wegen der Gehaltssteigerungen – für eine Reihe Klubs nicht.“ Im nächsten Jahr muss ein neuer kollektiver Arbeitsvertrag beschlossen werden, heiße Verhandlungen mit der Spielergewerkschaft stehen an. Die Spieler der Ottawa Senators hingegen sind froh, dass sie infolge des Konkurses überhaupt mal wieder Geld bekommen konnten. MATTI LIESKE