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Archiv-Artikel

Unglaubwürdige Befreierrolle

betr.: „Demos: Raus aus Afghanistan“, taz vom 20. 9. 08

Verlängerungen der Einsätze der Bundeswehr gehen fast als Formsache über die Bühne des Bundestages. Wer weiß eigentlich noch, an wie vielen Orten der Welt deutsche Soldaten mit modernster militärischer Ausrüstung kampfbereit stehen oder sich mitten drin befinden?

Darf das stillschweigend als Normalität hingenommen werden? Ist es nicht die Verantwortung von uns allen, es nicht widerspruchslos hinzunehmen, wenn es sich als falsch und Lüge erweist, womit der Afghanistaneinsatz vor sieben Jahren begründet wurde? Einige tausend Menschen haben ihre Verantwortung und ihren Willen am Samstag in Stuttgart, Berlin und vielerorts in Europa zum Ausdruck gebracht. Es sollte gut registriert werden – weitaus Bedeutungsloseres als diese Bekundung findet täglich breiteste mediale Aufmerksamkeit. Lange ist es kein Geheimnis mehr, wir befinden uns im Krieg und nicht bei Aufbauhilfe. Die Befreierrolle wird immer unglaubwürdiger. Die Opferzahlen in den sieben Jahren lassen sich durch nichts mehr rechtfertigen. Informationen von allen Seiten und aus dem Lande selbst besagen: Die Situation wird schlimmer und gefährlicher. Die Lage der Bevölkerung ist dramatisch, schlechter als vor der Militärmission.

Die Antwort unserer Regierenden heißt offenbar mehr Soldaten, mehr Krieg. 70 Prozent der Bevölkerung lehnen das ab. Die Regierenden reagieren mit Ignoranz und wollen ein Weiter-so im Bundestag zum Beschluss bringen. Wird des Volkes Wille nur dann gelobt und hoch geschätzt, so es bestimmten Interessen entspricht?

ROLAND WINKLER, Remseck

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