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Archiv-Artikel

Endphase im ICE-Prozess

13 internationale Gutachter treten an, um Ursachen für Zugunglück von Eschede im Juni 1998 aufzuklären

HANNOVER dpa ■ Mit dem Auftritt von 13 internationalen Gutachtern ist der Prozess um die ICE-Katastrophe von Eschede in seine entscheidende Phase gegangen. In den nächsten Wochen sollen die Experten vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Lüneburg klären, warum der Radreifen des Unglückszuges am 3. Juni 1998 brach und so das schwerste Zugunglück in der Geschichte der Bundesrepublik mit 101 Todesopfern auslöste. Der 30. Verhandlungstag lief gestern zunächst schleppend an, mehrfach unterbrach der Vorsitzende Richter die Sitzung. Angeklagt sind drei Ingenieure wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.

Die Kammer verhandelt aufgrund der großen Zahl von Beteiligten fortan im Schwurgerichtssaal Hannover. Von den anwesenden Gutachtern aus Deutschland, Südafrika, Schweden, der Schweiz und Japan kam bis zum Nachmittag keiner zu Wort. Sie besichtigten nur einige Beweismittel. Ihre Aussagen werden spätestens für heute erwartet.

Die Gutachter vom Fraunhofer-Institut sehen in den für Hochgeschwindigkeitszüge neu entwickelten gummigefederten Radreifen sowie Mängeln bei der Kontrolle der Fahrgestelle den Grund für die Katastrophe. Dies bestreiten die Gegengutachter der Bahn. Der Richter mahnte die Parteien zu einem fairen Verfahren. Es gebe Anzeichen, dass die „sachliche Basis des Prozesses aufzuweichen droht“. Der Prozess biete keinen Platz für „Profilierungsgehabe“.