: Hitlergruß beim City-Bummel
Gegendemo am verkaufsoffenen Sonntag: „Thor Steinar“-Laden wird weiter von Polizei geschützt. Nazigrößen werden nicht gesichtet, dafür verabschiedet man sich auch mal mit gestrecktem Arm
VON ANDREAS SPEIT
Vier Tage geöffnet – vier Tage Protest: Am verkaufsoffenen Sonntag haben gestern erneut rund 160 Personen gegen einen Bekleidungsladen in der Innenstadt demonstriert, der die bei Rechtsextremen beliebte Marke „Thor Steinar“ führt. An den Eingängen zur HSH Nordbank Passage wurden wieder Polizisten aufgestellt: Rein kam nur, wen sie nicht als „links“ ausmachten.
Vor der großen Glasfront des Ladens, über dessen Eingang neuerdings der Name „Brevik“ prangt, machten immer wieder kopfschüttelnd Passanten halt. Der Geschäftsführer zeigte einen Besucher der Passage an, der sich abwertend über das Geschäft geäußert haben soll. Unbehelligt verabschiedete indes der Türsteher gestern einen Kunden – lässig mit Hitlergruß.
Seit Donnerstag läuft in der Passage für „Brevik“ das Geschäft ungetrübt. „Thor Steinar“-Markenbesitzer Uwe Meusel dürfte zufrieden sein. Neonazigrößen schauten bisher nicht vorbei, dafür der ganz normale rechte Familienvater mit Frau und Kleinkind. Einzelne, auffallend kurzhaarige Jugendliche betrachteten auch am verkaufsoffenen Sonntag die Preise. „Ich kauf’, was ich will!“, rief einer beim Verlassen der Passage.
Bereits am Samstag hatte die Linkspartei einen Infostand am Haupteingang der Passage aufgestellt, tags darauf folgten Antifa-Initiativen. „Thor Steinar verbieten“ stand auf einem Plakat. „Bewusst zweideutig eindeutig spielt die Firma mit völkischen und nationalsozialistischen Symbolen“, sagte ein Redner. „Wer die Marke kauft, trägt diese Symbole in die Gesellschaft.“
Über die Demonstranten äußert sich in den benachbarten Geschäften niemand negativ – über die Vermieterin, die HSH Nordbank, weiß mancher dagegen kaum Wohlwollendes zu sagen. Am Haupteingang hat das „HSH Facility Management“ einen Erklärung ausgestellt: Man habe nicht gewusst, dass die „Protex GmbH“ Waren verkaufe, „die ihren Käuferkreis in politisch rechtsgerichteten Kreisen finden“. In der benachbarten Coffee Lounge sorgte das gestern für Unverständnis: „Haben die nicht einfach mal den Namen des neuen Mieters gegoogelt?“
Banksprecher Christian Buchholz erklärte erneut, man sei „arglistig getäuscht“ worden: Die Bonität von „Protex“ sei überprüft worden – dass die Firma „Thor Steinar“ anbietet, habe man dagegen nicht gewusst. Pikant: Im Stadion des HSV ist das Tragen von „Thor Steinar“-Kleidung seit einem Jahr verboten – es ist die HSH Nordbank Arena.
Vor der Passage sprach Buchholz mit den Demonstranten und versicherte: „Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausloten.“ Für zwei Jahre mit Option auf Verlängerung soll „Protex“ den Laden gemietet haben, für 7.000 Euro im Monat. „Es ist“, so Buchholz, „eines der bestgelegenen Geschäfte in der Passage.“
Augenzeugen zufolge griffen am Nachmittag Neonazis Gegendemonstranten an. Die Polizei schritt ein, ging aber vor allem gegen die „Linken“ vor. Bis Redaktionsschluss kam es dann zu keinen weiteren Auseinandersetzungen.