preisdumping : Bio-Pfennig auf Aldi-Schnitzel
Einerseits möchten die Grünen möglichst vielen Leuten das Bioland-Schnitzel für 13,80 Euro pro Kilogramm auf den Teller zaubern. Andererseits sind sie dafür, dass es in der Geschäftswelt möglichst liberal zugeht. Ökologie und Deregulierung aber sind Dinge, die sich – vorsichtig gesagt – schwer kombinieren lassen. So steckt der grüne Teil der Bundesregierung gerade in einem klassischen Zielkonflikt. Den versucht die grüne Verbraucherministerin Renate Künast nun zu lösen, indem sie mit schärferen Gesetzen gegen das Preisdumping den Markt für Qualitätsprodukte vor dem Zusammenbruch bewahrt.
Kommentarvon HANNES KOCH
Zum guten Teil aber sind die Grünen selbst verantwortlich für die verschärfte Jagd nach Billig-Billig-Angeboten, die sich seit Monaten in den Kaufhäusern abspielt. Führen doch auch sie das Wort der Deregulierung im Munde und haben 2001, Hand in Hand mit dem damaligen Wirtschaftsminister Werner Müller, das Rabattgesetz abgeschafft. Dadurch wurden Rabatte, Schnäppchen und Aktionswochen erst möglich. Den vorher schon harten Preiskampf des Einzelhandels hat das erst so richtig angeheizt.
Nun fällt auf, dass das Preisgerangel gerade zu Lasten der teuren Bio-Lebensmittel geht. Wenn der Kilopreis für konventionelles Schweinefleisch gen zwei Euro tendiert, brauchen die Neuland-Bauern ihre Ferkel bald nicht mehr zu schlachten. Der Preisunterschied wird einfach zu groß.
Unter solchen Bedingungen bleiben die Naturkost-Ecken in den Supermärkten überschaubar. Das grüne Ziel, den Markt mit Öko-Produkten aufzurollen und die normale Produktion nachhaltiger zu gestalten, würde in weite Ferne rücken – Bio bliebe Luxus.
Renate Künast hat zwar Recht, wenn sie versucht, das mittlerweile in Mode gekommene Verbraucher-Foppen mit Schwinel-Schnäppchen zu beenden. Wo Liberalisierung stattfindet, kann es auch notwendig sein, eine neue Art der Regulierung einzuführen. Aber die müsste aktuell etwas durchgreifender ausfallen.
Wie wäre es mit der Subventionierung der guten Produkte über den Preis der schlechten? So wird es bei der Energie gemacht: Wer eine Kilowattstunde Atomstrom kauft, bezahlt automatisch für die Windenergie mit. Natürlich hört man schon förmlich die Revolutionsschreie der Großagrarier-Lobby ob solcher Überlegungen. Ein schwieriges Unterfangen zwar, aber ein lohnendes.