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Archiv-Artikel

Freiwilliger Einsatz

Für die Benennung freiwilliger, zumeist unentgeltlicher Arbeitsleistungen gibt es in Deutschland verschiedene Begriffe, die in der Regel synonym gebraucht werden: Ehrenamt, Selbsthilfe, bürgerschaftliches Engagement oder ganz einfach Freiwilligenarbeit. In der genauen Definition unterscheiden sich die Bereiche durchaus.

Ehrenamt ist die traditionelle Bezeichnung bürgerschaftlichen Engagements. Damit ist die organisierte und unentgeltliche Mitarbeit in Verbänden, Vereinen, Gewerkschaften et cetera gemeint. Eine Mitgliedschaft ist Voraussetzung; die Identifikation mit den Zielen und Werten des Verbandes ist hoch.

Selbsthilfe ist die organisationsferne Form von Engagement – angesiedelt in autoritäts- und expertenskeptischen, wertepluralistischen Milieus. Die Selbsthilfe entstand in den Siebziger- und Achtzigerjahren als Gegenmodell zum traditionellen Ehrenamt.

Im bürgerlichen Wohlfahrtsgedanken des 19. Jahrhunderts ist der Ursprung bürgerschaftlichen Engagements zu finden. Selbstverpflichtung für die Gemeinschaft und praktische Solidarität begründeten die Idee. Gemeinwohlorientierung wurde zum Schlagwort.

Ganz unabhängig von sozialen Milieus ist der Begriff der Freiwilligenarbeit. Er beschreibt individuell und spontan hilfsbereit handelnde Menschen. Eine Hilfe auf Gegenseitigkeit in einer Gruppe oder alleine. Die Flutkatastrophe in Ostdeutschland setzte zum Beispiel solche Impulse in der Bevölkerung bundesweit.

1999 setzt der Deutsche Bundestag eine Enquetekommission Ehrenamt zur Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements ein. Ihr Auftrag: konkret an politischen Strategien und Maßnahmen zur Sicherung und Förderung des bürgerschaftlichen Engagements für eine starke Bürgergesellschaft zu arbeiten. Die Vielfalt freiwilliger Dienstleistungen soll laut Enquetekommission gewährleistet bleiben: Tätigkeit in Vereinen, Verbänden, Kirchen, karitativen und anderen gemeinnützigen Organisationen, Freiwilligenagenturen, Nachbarschaftsinitiativen oder Tauschringen – um einige Beispiele zu nennen.

Die Bundesregierung schätzt, dass sich rund fünfzehn Millionen Bürger in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl in den unterschiedlichsten Bereichen engagieren: in der Kultur, im Sportverein, im sozialen Bereich, in der Kirche. Nach eigenen Angaben ist jeder dritte Bundesbürger (34 Prozent) in irgendeiner Form ehrenamtlich im Einsatz. Seit den Achtzigerjahren stieg der Anteil der ehrenamtlich Tätigen (ab vierzehn Jahre) um rund fünf Prozent. Personen mit guter Bildung und besseren beruflichen und finanziellen Voraussetzungen sind stärker an der Übernahme freiwilliger, unbezahlter Ämter interessiert.

Das Engagementpotenzial ist in Deutschland hoch. Frauen und Männer setzen im Ehrenamt unterschiedliche Schwerpunkte. Frauen engagieren sich stärker familienbezogen und sozial bestimmt. Männer stattdessen stärker in Bereichen mit Berufsrelevanz und Prestige: Rund 84 Prozent sind bei der Freiwilligen Feuerwehr oder Rettungsdiensten im Einsatz.

14- bis 24-Jährige sind überdurchschnittlich freiwillig aktiv; Sportvereine stehen in der Hitliste dabei ganz oben. Sport ist allgemein Spitzenreiter, wenn es um freiwilliges Engagement geht. HEIKE SCHMITT