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Archiv-Artikel

Niger-Uran für Irak?

Nach entsprechenden Vorwürfen aus USA und Großbritannien hilft die EU Nigers Uranindustrie

BRÜSSEL taz ■ Die EU versucht, eine möglicherweise undichte Stelle im internationalen Uranhandel zu stopfen. Auf Vorschlag der EU-Kommission hat das Komitee des EU-Entwicklungsfonds FED, das über die Vergabe von EU-Entwicklungshilfe entscheidet, der Uranindustrie des Niger 6,8 Millionen Euro zugesagt. Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt und mit knapp 3.000 Tonnen im Jahr der weltweit drittgrößte Uranproduzent hinter Kanada und Australien.

Im vergangenen Jahr war Niger in Berichten aus den USA und Großbritannien als möglicher Uranlieferant des Irak genannt worden. Der britische Independent hatte zusätzlich berichtet, Niger hätte dem Irak 1981 und 1982 2,8 Tonnen Uran verkauft. Nigers Premierminister Hama Hamadou bestätigte daraufhin im Fernsehen, dass Saddam Hussein tatsächlich in den 80er-Jahren seinen nigerianischen Amtskollegen Seyni Kountché gebeten hatte, ihm Uran zu liefern. Kountché habe aber abgelehnt. Auf die jetzt amtierende Regierung des Niger, die im Jahr 2000 gewählt wurde, sei der Irak nie zugegangen.

In den 80er-Jahren war Niger strategisch wichtig; Libyen strebte damals Atomwaffen an und versuchte erfolglos, Niger mit Milliardensummen zu einer Vereinigung beider Staaten zu bewegen. Nigers Uranindustrie ist daher eng unter Kontrolle von Nato-Staaten. Zwei Firmen fördern Uran in der nigerianischen Wüste; in beiden spielt die einst staatliche französische Cogéma die führende Rolle. In einer von ihnen, der Somair (Société des Mines de l’Air), hält außerdem die deutsche Urangesellschaft Anteile. Wenn jetzt die USA und Großbritannien nahe legen, der Irak hätte damals im Niger Uran kaufen können, läuft das auf eine Misstrauenserklärung gegenüber diesen Firmen hinaus.

Die EU-Gelder sollen den Firmen im Niger helfen, die Kosten ihres sozialen Engagements in der Förderregion zu decken. Comair und Cominak betreiben Kläranlagen für die Minenstädte und Gesundheitsversorgung für alle 80.000 Bewohner der Region Arlit. Seit 1985 sind die internationalen Uranpreise um zwei Drittel gefallen, so dass die Uranförderer in der Krise stecken.

FRANÇOIS MISSER