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Archiv-Artikel

Industrie auf dem Prüfstand

Die Rating-Agentur Oekom Research untersuchte 19 Firmen aus dem Segment Networks & Components. Viele setzen das Prinzip der Nachhaltigkeit noch nicht konsequent um

Von ALO

Welcher Selbstdarstellung eines Unternehmens kann man so weit glauben, dass man es in das persönliche Anlagen-Portefolio einbeziehen kann? Die Münchener Rating-Agentur Oekom Research analysierte in ihrem aktuellen „Corporate Responsibility Rating“ 19 der weltweit wichtigsten Unternehmen der Branche „Networks & Components“, darunter so bekannte Namen wie Cisco Systems (USA), Ericsson (SE), Infineon (D), Intel (USA), Kyocera (JP), Motorola (USA), Nokia (FI), Qualcomm (USA), Siemens (D) und Texas Instruments (USA). Die Firmen produzieren vorrangig Speicherchips, Halbleiter und Mobiltelefone. „Corporate Responsibility“ fragt dabei vor allem nach der Verantwortung, die Unternehmen gegenüber Investoren, Angestellten und der Umwelt zeigen.

Als Basis für die Untersuchung dienten nach Oekom-Angaben 200 ökologische und soziale Kriterien. Knapp drei Viertel der Unternehmen veröffentlichen umweltrelevante Informationen in separaten Berichten oder auf ihren Webseiten. Vierzehn von ihnen konnten ein Umweltmanagementsystem vorweisen.

Bei der ökologischen Bewertung der Produkte fiel „vor allem die Zusammensetzung mikroelektronischer Erzeugnisse ins Gewicht“, so Oekom. Problematisch seien hier aber Umweltgifte wie Blei, Quecksilber oder Cadmium – Stoffe also, die vor allem „bei der Entsorgung ausgedienter Produkte ihre negative Wirkung“ entfalten, so Oekom. Neun Unternehmen hätten Richtlinien für bedenkliche Inhaltsstoffe entwickelt. „Allerdings liefern diese keine umfassende Lösung des Problems, sondern beschränken lediglich die Verwendung einzelner Substanzen.“

Die Bilanz zur Berichterstattung über soziale Aspekte bezeichnet Oekom Research als eher „ernüchternd“. Nur drei Unternehmen hätten umfassende Sozialberichte verfasst, die Mehrzahl berichte „bruchstückhaft über einzelne soziokulturelle Aktivitäten, etwa im Bereich des Sponsorings“.

Viele Unternehmen bauten zudem ihre eigenen Produktionskapazitäten ab und verlagerten sie anschließend in Billiglohnländer. Über die dort getroffenen Vereinbarungen in Arbeitsverträgen gaben „nur die wenigsten Unternehmen Auskunft“. Auch verbindliche Standards für Zulieferer hinsichtlich garantierter Mindestlöhne oder maximaler Arbeitszeiten suche „man in der Branche quasi vergebens“.

Auf einer Skala von A+ bis D– erreicht an der Spitze Siemens ein B, Ericsson und Intel folgen mit einem B–. Auf den hintersten Rängen finden sich Qualcomm und EMC (beide USA) mit der Bewertung D. Vier Unternehmen zeigten sich allerdings so intransparent, dass ein umfassendes Corporate Responsibility Rating von Oekom aufgrund der nur mangelhaft vorliegenden Informationen gar nicht erst habe erstellt werden können: Es handelt sich dabei um die drei amerikanischen Firmen 3COM, Broadcom und Lexmark sowie das norwegische Unternehmen Tandberg Television.

Als Branchendurchschnitt ergibt sich im Corporate Responsibility Rating ein glattes, allerdings nicht schmeichelhaftes C. „Dieses Resultat verdeutlicht, dass viele Unternehmen das Prinzip der Nachhaltigkeit noch nicht konsequent umsetzen und auch in Hinsicht auf die Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung noch einen weiten Weg zu gehen haben“, so das Fazit der Münchener Oekom Research AG. ALO

Info: Oekom Research AG, Goethestraße 28, 80336 München, Tel. (0 89) 54 41 84-0, www.oekom-research.com