so war‘s: neue musik in der galerie rabus
: Musikalischer Klassenkampf

Die erste Klaviersonate gefiel seinem Lehrer, klang sie doch dessen eigener Musik nicht unähnlich. Später hatten sich Arnold Schönberg und sein Schüler Hanns Eisler nichts mehr zu sagen, denn Eisler wandte sich ab vom „elitären“ Komponieren, um Musik für den Klassenkampf zu schreiben. Um welch gravierende ästhetische und Lebens-Entscheidung es sich dabei handelte, konnte jetzt in einem Konzert mit Herbert Henck nachvollzogen werden, das der Verein „Tritonus“ in der Galerie Rabus veranstaltete.

Henck, der sich seinen Namen nicht nur mit pianistischem Können, sondern auch mit dem Auffinden von vergessener Literatur gemacht hat, bot ein wahrlich interessantes Programm. Die drei Klavierstücke op. 11 und die sechs kleinen Klavierstücke op. 19 (1909/11) markieren Schönbergs folgenschweren Bruch mit der Tonalität.

Und da gab es noch den heute vergessenen Josef Matthias Hauer, der lange vor Schönberg ein System der Zwölftontechnik erfunden hatte. Seine „Klavierstücke mit Überschriften nach Worten Friedrich Hölderlins“ (1925) zaubern eine Atmosphäre, die den lyrischen Überschriften recht nahe kommt. Allerdings: Weltliteratur sind sie nicht.

Genauso wenig wie die bis auf wenige Reste vollkommen verschwundene Musik des Schönberg-Schülers Norbert von Hannenheim (1898-1945), der hier mit drei Sonaten vertreten war, die eine Mischung aus Polyphonie, Atonalität und Expressivität zeigen. Allem war Henck wie immer ein kompetenter Anwalt, wobei ihm die sehr schwere Eisler-Sonate mit einem Kraftakt ohnegleichen am besten gelang. Ute Schalz-Laurenze