: vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Gemeinhin sind Campingplätze nicht als Orte des Tiefsinns bekannt. Diese Woche jedoch hat die Volksbühne ihr großes Haus zu einem ebensolchen erklärt und dort heftiges Nachdenken über die Kunst angekündigt. Wo schließlich könnten solche Fragen wie „Ist jede Kunst, der das Wort Kunst als Etikett angeklebt werden kann, schon keine Kunst mehr, sondern Kunstkacke?“ besser als auf der Campingplatztoilette geklärt werden? Besonders, wenn zum Platzwart Christoph Schlingensief bestellt worden ist. „Atta Atta. Die Kunst ist ausgebrochen!“ heißt die Devise (Aktion 1 am Donnerstag). Ab Mittwoch wird im Gorki Theater Katharina Thalbachs Version der berühmtesten Liebesgeschichte der Welt zu sehen sein. Und weil sie Thomas Braschs Übersetzung von Shakespeares „Romeo und Julia“ verwenden wird, darf man davon ausgehen, dass die Tragödie nicht allzu tragisch wird. Im Übrigen geht es auf den Berliner Bühnen diese Woche eher musikalisch zu. Das Deutsche Theater hat Blixa Bargeld für die Gestaltung einer „akustischen Abendunterhaltung“ gewinnen können, in der unter anderem der Assistent eines High-Tech-Laboratoriums Klänge übereinander schichtet und zu Endlosschleifen bindet (Premiere Samstag). Am Abend vorher gibt es in den Kammerspielen einen Abend zum ersten Todestag von Hildegard Knef („Das Glück kennt nur Minuten“). Das Podewil lädt in dieser Woche noch einmal zu den „International Diggings“ ein, einer Konzertreihe, die sich elektronisch an die Ränder des musikalisch Möglichen begibt (Freitag und Samstag). Im Übrigen warten wir auf weitere Vorstellungen von Eve Slattners Abend über die Marianne Golz, der letzte Woche leider zu kurz im Theaterforum Kreuzberg zu sehen war.