Grün durch Autoverkehr zerstört

betr.: „Boomende Schlafstadt. Falkensee vor der Kommunalwahl“, „Ort der rasenden Mütter. Kleinmachnow vor der Kommunalwahl“, taz vom 6. 9. 08

Es gehört zum Perversesten der auf das Auto fixierten Gesellschaft, dass die Reichen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule und sonst wohin fahren, weil es wegen des starken Autoverkehrs angeblich zu gefährlich wäre, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad dorthin zu kommen. Das zeigt dann auch sehr deutlich, was davon zu halten ist, wenn die Reichen sagen: „Wir ziehen ins Grüne, der Kinder wegen.“ Sämtliches Grün wird durch Autoverkehr zerstört, und in Wirklichkeit geht es den Häuslebauern darum, in sozialen Eliten und in ethnisch rein deutschen Wohngegenden zu wohnen.

Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen im Berliner Speckgürtel muss man in den beiden Artikeln leider mit der Lupe suchen. Normalerweise werden in der taz alleinverdienende Familienväter als Auslaufmodell gebrandmarkt, und wenn sich in Berlin-Pankow drei Menschen mit mehr als dem Hartz-IV-Regelsatz zusammenfinden, ist in der taz von „gentrification“ die Rede. Nicht so in den beiden Artikeln, und mehr noch, nicht einmal die Naturzerstörung durch Zersiedlung wird zum Thema gemacht.

MICHAEL MEHNE, Berlin

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