ROT-GRÜNE GESUNDHEITSREFORM FORDERT AUCH VON PATIENTEN VERZICHT
: Auch die Ärzte irren nicht immer

Die niedergelassenen Ärzte, vor allem die Fachärzte, kämpfen um ihre Existenz. Wird die Gesundheitsrefom, so wie sie bislang bekannt ist, umgesetzt, wird es den Arzt als Unternehmer nicht mehr lange geben. Die Fachärzte werden sich zu Polikliniken zusammenschließen und eng mit den Krankenhäusern zusammenarbeiten müssen. Sie werden also zu – mehr oder weniger – abhängig Beschäftigten. Das wäre übrigens auch kein Weltuntergang, schmälert allerdings den Verdienst – das werden die Klinikärzte ihren niedergelassenen Kollegen sicherlich gerne bestätigen.

Kein Wunder also, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen gegen Rot-Grün mobil machen, und kein Wunder, dass sie dabei zu ihrer besten Waffe greifen: dem Einfluss auf die Patienten. Moralisch fragwürdig ist das deshalb, weil die Ärzte das Vertrauen der Patienten dazu missbrauchen, Unternehmer-, also Interessenpolitik zu betreiben. Strategisch fragwürdig ist es, weil die Ärzte zwar beteuern, mit ihrem „Dienst nach Vorschrift“ die Patienten nicht drangsalieren zu wollen. Doch natürlich wirkt der Protest nur, wenn die Patienten etwas merken, sprich: sich drangsaliert fühlen.

Durch ihre Politik stehen die Ärzteverbände immer unter dem Verdacht, das Patientenwohl nur als Vorwand zu nutzen, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu verteidigen. Das heißt aber nicht, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung immer Unrecht hat. Denn wenn die rot-grünen Reformen durchgesetzt werden, wird die fachärztliche Versorgung in Deutschland aus Sicht der Versicherten erst einmal leiden. Die bislang höchste Ärztedichte der Welt wird abnehmen. Ob und wie lange Kranke in den Niederlanden oder Dänemark – den rot-grünen Reform-Vorbildern – auf eine Augenuntersuchung nun wirklich warten müssen, sei dahingestellt. Auch die Patienten in Deutschland werden sich darauf einrichten müssen, dass sie nicht mal eben zum Facharzt um die Ecke stiefeln können, egal welche Beschwerden sie haben. Umdenken, sprich Verzicht, erfordert die Politik also nicht nur von den Ärzten, sondern auch von den Versicherten. ULRIKE WINKELMANN