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Archiv-Artikel

Neuer Dialog in Korea

Südkorea will mit dem Norden über Atomprogramm sprechen. Der ruft zur Einigkeit gegenüber den USA auf

Von HAN

SEOUL afp/taz ■ Zu Beginn der zweiten innerkoreanischen Ministergespräche seit Beginn der Krise um Nordkoreas mutmaßliches Atomprogramm im Oktober hat Südkoreas Ministerpräsident Kim Suk Soo Pjöngjang auf ein Ende des Programms gedrängt. Die koreanische Halbinsel müsse „unter allen Umständen atomwaffenfrei bleiben“, sagte Kim Nordkoreas Delegierten gestern in Seoul. Diese riefen dagegen zu gemeinsamem Widerstand gegen den „äußeren Druck“ auf.

Südkorea will bei den bis Freitag angesetzten Verhandlungen auch die Nuklearkrise zum Thema machen. Nordkoreas Delegationsleiter Kim Ryong Song schloss dies vor Reportern zwar nicht aus, appellierte aber an die koreanische Einigkeit gegenüber den USA: „Je stärker der Druck von außen und je schwieriger die Lage ist, desto mehr müssen wir zusammenarbeiten, um die Probleme zu überwinden und den Lauf der Nation zu bestimmen.“

Delegationsleiter Kim will bei Gesprächen mit Südkoreas Präsident Kim Dae Jung und seinem designierten Nachfolger Roh Moo Hyun laut nordkoreanischer Staatspresse einen Keil zwischen Seoul und Washington treiben. „Die gesamte Nation muss sich gegen die Abhängigkeit von fremden Mächten einsetzen“, kommentierte das Regierungsblatt Rodong Sinmun. Der Konflikt könne nur in direkten Verhandlungen Pjöngjangs mit den USA beigelegt werden.

Wenige Stunden zuvor war US-Außenstaatssekretär Bolton zu Gesprächen mit Verteidigungsminister Lee Jun in Seoul eingetroffen. Zu Beginn des Besuchs kam es nahe der US-Botschaft in Seoul zu gewalttätigen Demonstrationen gegen einen harten Kurs gegenüber Nordkorea. Morgen will Bolton nach Japan fliegen. Nach einem Besuch in China hatte er berichtet, Peking wolle die von Washington geforderte Einschaltung des UN-Sicherheitsrats akzeptieren. Eine chinesische Außenamtssprecherin plädierte dagegen vor Journalisten für einen „frühzeitigen und direkten Dialog“ zwischen den USA und Nordkorea. Die Krise solle „nicht noch komplizierter gemacht werden“.

Russlands Vizeaußenminister Alexander Losjukow berichtete nach seinem Besuch bei Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il gestern von ersten Fortschritten. Das über sechsstündige Gespräch sei „sehr nützlich“ gewesen. Nordkorea habe seinen Vermittlungsvorschlag „mit Interesse aufgenommen“. Nun seien weitere Gespräche nötig, auch mit den USA. HAN

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