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Archiv-Artikel

Israel reißt Häuser ein

Armee zerstört Marktanlage im Westjordanland und nimmt dreizehn Palästinenser fest. Arafat fürchtet bei Golfkrieg Abschiebung durch Israel

JERUSALEM/RAMALLAH ap/afp/dpa In einer der größten Abrissaktionen im Westjordanland haben israelische Truppen gestern in Naslat Issa 62 Geschäfte und Marktstände von Palästinensern zerstört. In Durra bei Hebron riss die Armee das Haus eines inhaftierten Palästinensers ab. 13 Palästinenser wurden festgenommen. Derweil fürchtet Palästinenserpräsident Jassir Arafat, Israel könnte einen möglichen Krieg gegen Irak dazu nutzen, ihn außer Landes zu bringen.

Geschützt von Soldaten rissen sieben Planierraupen die Geschäfte in Naslat Issa ein. Palästinenser bewarfen die Soldaten mit Steinen. Die schossen mit Gummipatronen zurück. Nach Angaben von Einwohnern hatten die Besitzer der Marktstände 24 Stunden zuvor einen Räumungsbefehl erhalten. Israel mache das Gebiet frei von Hindernissen, um dort einen Trennzaun zu errichten. Eine Armeesprecherin sagte, man prüfe den Bericht. Der 170 Geschäfte umfassende Markt ist die Haupteinnahmequelle von Naslat Issa mit 2.500 Einwohnern. Die israelischen Behörden erklärten, der Markt sei illegal errichtet worden. Die Zerstörung habe sich nur verzögert, weil einige Gerichtsurteile und Anhörungen abgewartet werden mussten. Der Bürgermeister sprach von einem Krieg gegen die palästinensische Wirtschaft.

Die israelische Armee nannte die Zerstörung des Hauses von Issa Salem Darabijeh eine „Botschaft an Terroristen“. Darabijeh war voriges Jahr wegen mehrerer Anschläge zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Zudem nahm die Armee nach eigenen Angaben dreizehn Palästinenser fest, die den radikalen Gruppen Hamas und Islamischer Dschihad angehören sollen. Zehn von ihnen seien wegen Verstrickung in Attentate gesucht worden.

Zwar hofft Palästinenserpräsident Arafat, dass die Israelis einen Irakkrieg nicht dazu nutzen, ihn außer Landes zu schaffen. Dennoch wolle er sich vorsorglich an US-Präsident George Bush wenden, sagte er dem US-Sender CNN. Arafat sprach sich für eine friedliche Lösung des Irakkonflikts unter der Ägide der UNO aus. Er hoffe und sei sicher, dass Bush dem Weg „mehrerer europäischer Länder“ wie Russland, Frankreich und Deutschland folgen werde, die sich für eine friedliche Lösung des Konflikts einsetzten.