: Berliner fahren am teuersten
Die BVG erhöht zum 1. August erneut ihre Ticketpreise. Die Stammkunden zahlen drauf, Touristen und Kleingruppen sparen. Verkehrssenator Peter Strieder gibt seinen Widerstand gegen Erhöhungen auf
von CHRISTOPH TITZ
Zum 1. August steigen in der Region erneut die Fahrkartenpreise für Busse und Bahnen – nach Angaben des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) um durchschnittlich knapp 3 Prozent. Damit baut Berlin seine bundesweiten Spitzenplatz als teuerste Nahverkehrsstadt weiter aus. Kostspieliger werden alle Tickets, mit Ausnahme der Kleingruppenkarte (siehe Kasten). Die Erhöhung betrifft auch die Schülermonatskarte und die Geschwisterkarte.
Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) hatte noch im Juli 2002 eine Verteuerung dieser Angebotskarten als inakzeptabel bezeichnet. Strieders Sprecherin Petra Rohland erklärte gestern dazu, über die Erhöhung sei man „nicht glücklich.“ Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) habe dem Senat aber klar gemacht, dass „die Finanzzwänge uns keine andere Möglichkeit lassen“. Zudem habe Strieder der Erhöhung nur unter der Bedingung zugestimmt, dass die BVG bis Ende Juni ein neues Preiskonzept vorlegt. Durch steigende Attraktivität sollten neue Kunden gewonnen werden, das sei Tariferhöhungen stets vorzuziehen. Die generelle Kritik Strieders an Preissteigerungen im Nahverkehr erneuerte Rohland nicht.
Bei der Schülermonatskarte setzt auch die Kritik der Grünen-Fraktion an. Es müsse ein „analoges Schülerticket“ zum Semesterticket der Berliner Universitäten geschaffen werden, fordert der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Michael Cramer. Durch die teureren Monats- und Tageskarten schade die BVG in erster Linie ihren Stammkunden. „Die Verteuerung der Schülerkarte hätte vermieden werden können, wäre die Stadt aus dem Verbund mit den Umlandgemeinden ausgestiegen“, argumentiert Cramer.
Die PDS hatte am Dienstag noch versucht, Berlin von der allgemeinen Erhöhung der Preise im Verkehrsverbund auszunehmen, war damit aber im Senat gescheitert. Im Aufsichtsrat des VBB gaben daraufhin die Vertreter des Senats ihren Widerstand auf und stimmten der Preiserhöhung zu. Die PDS räumte gestern ein, die neuen Tarife seien nicht mehr zu verhindern.
Der Fahrgastverband Ibeg bezeichnet die neuen Preise als zu hoch. In absoluten Zahlen sei der Anstieg zwar moderat, liege aber über der allgemeinen Preisentwicklung. Tschepe Christfried, stellvertretender Vorsitzender der Ibeg, nannte Strieder einen „großen Sprücheklopfer“, der neue Konzepte für den Berliner Nahverkehr zwar vorschlage, aber nicht anpacke.
Der VBB betont, es sei „an der Zeit gewesen“, die Preise anzuheben. Man habe lediglich die Ökosteuer und die gestiegenen Personalkosten an die Fahrgäste weitergegeben. Außerdem verwies der VBB darauf, dass die Preise über zwei Jahre stabil geblieben seien und man zur Euroeinführung nicht auf-, sondern abgerundet habe.