: Eppendorfer Kaffeekirschen
Jens Burg, Besitzer einer der ältesten Kaffeeröstereien Hamburgs, erntet Kaffeebohnen von einem selbst gezüchteten Baum. Er röstet mehr als 80 Kaffeesorten
Es riecht nach Kaffee. Es sieht auch nach Kaffee aus, der Laden ist voller Regale, die Regale sind voller Kaffeedosen, und die Kaffeedosen voller Bohnen: Die Sorten tragen verlockende Namen wie Java Sumatra, Hawaii Kona Haselnuss und Marzipan Orange. Gestern brühte der Besitzer einer der ältesten Röstereien Hamburgs, Jens Burg, ein ganz besonderes Gebräu: aus selbst gezüchteten Kaffeebohnen.
Der grüne Kaffeebaum steht im Kaffeemuseum, das ebenfalls zur Eppendorfer Rösterei gehört, und die Kaffeekirschen sind rot. Etwa hundert Gramm erntet Jens Burg jedes Jahr von der 17 Jahre alten Pflanze. „Das reicht für etwa zehn Tassen Kaffee. Eppendorfer Kaffee“, sagt der Ladenbesitzer stolz. Den Baum hat er aus Jemen einfliegen lassen: „Die meisten Verbraucher wissen gar nicht, aus welcher Pflanze Kaffee kommt. Hier können sie sich den Baum ansehen.“
80 Sorten Kaffee verkauft Burg in seiner Rösterei, 40 davon aromatisiert: Die Palette reicht von Erdbeer-Sahne über Schoko-Banane bis Mandel-Zimt. „Vor 18 Jahren waren wir die Ersten, die Kaffee mit Aroma hergestellt haben.“ Wenn ein Kunde eine Sortenempfehlung haben will, sagt Burg: „Nehmen Sie die, bei deren Namen Ihnen das Wasser im Mund zusammenläuft.“ In den vergangenen fünf Jahren sei das Getränk zur Mode geworden, immer mehr junge Leute kämen in den Laden, erzählt der 60-Jährige. „Sie mögen den Aromageruch und schauen gerne zu, wie ich den Kaffee in der alten Maschine röste.“ Zwanzig Minuten lang werde der Kaffee geröstet, dadurch verschwinde die Säure.
„Mit fünf Jahren habe ich schon im Kaffee gespielt“, erzählt Burg. Sein Vater hat die Rösterei 1923 eröffnet, auch der Großvater hat bereits Kaffee verkauft. „Bei meinen Kindern habe ich einen Trick angewandt: Ich habe ihnen einen Kaufmannsladen geschenkt, damit sie von klein auf den Beruf kennenlernen.“
Es hat funktioniert: Beide arbeiten im Laden mit. Auch die fünfte Generation bereitet sich auf das Rösten vor. Die dreijährige Hanna sitzt auf dem Schoß von Großvater Burg und spielt mit den roten Kaffeekirschen. „Wenn ich groß bin, verkaufe ich Kaffee.“ LENA GORELIK