: Radio Bremen in den Space Park?
Der Initiator des Space Park-Projektes hält Rudolf Hickels Idee, das neue Medienzentrum am Standort des Space Parks zu planen, für zu „zu weitsichtig“. Aber die Degi hat das Projekt längst aus ihrem Immobilien-Fonds herausgenommen
Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel, auf der Arbeitnehmer-Bank im Aufsichtsrat der Allianz-AG, hatte eine spontane Idee: Wenn aus dem Space Park nichts wird – warum sollte man nicht darüber nachdenken, das Medienzentrum mit Radio Bremen in dem Beton-Bau unterzubringen? „Die großen Hallen eignen sich als Film- und Fernseh-Studios“, erklärte er gegenüber der Bild-Zeitung. Im Umfeld wäre genug Platz für kleinere Firmen, ein richtiges Medienzentrum könnte entstehen. Die Bild-Zeitung hatte die Frage aufgeworfen, wer Schuld an „Deutschlands teuerster Ruine“ ist und was daraus werden soll.
Der Initiator des Projektes, der ehemalige Dasa-Mitarbeiter Wolfgang Wilke, dementiert heftig die Bild-Behauptung, er müsse inzwischen auf sein Gehalt warten. Allerdings: Die Köllmann-Gruppe, Wilkes alter Arbeitgeber, ist raus aus dem Projekt, und einen Vertrag mit der neuen Betriebsgesellschaft „Profun“, die über Kredite der Degi und des Bremer Senats finanziert wird, hat Wilke noch nicht. Den Wirtschaftsprofessor Hickel, sagt Wilke, schätze er sehr, „der denkt halt sehr weitsichtig, aber er wollte sicher nicht sagen, dass der Space Park nicht kommt.“
Daran jedenfalls will Wilke weiter arbeiten, „Ablieferung von Qualität ist dabei wichtiger als ein Termin.“ Das bedeutet: Wenn er kommt, dann wird der Space Park ein Erfolg, auch wenn er nicht im Mai kommt. „Der Space Park ist nicht tot“, versichert Wilke. Der ursprüngliche Eröffnungstermin, der 17. Oktober 2002, sei ja auch „mehr von Hoffnung und Glaube“ geprägt gewesen, insofern sei es auch falsch, von dauernden Terminverschiebungen zu reden.
Dass der Entertainment-Teil, die Space-Attraktion, ohne die Multiplikator-Effekte des Einkaufszentrums eröffnet wird, ist rein theoretisch denkbar, aber „man wird das vermeiden“, sagt Wilke. Eben wegen der Verluste, die dabei entstehen würden. Ansonsten hält es Space-Park Erfinder Wilke eher mit der grünen Wirtschaftspolitikerin Helga Trüpel: Die Frage, was man mit den leeren Hallen machen könnte, würde sich erst stellen, wenn offiziell festgestellt würde, dass es mit dem Space Park nichts mehr wird.
Die Bild-Zeitung hatte schon mit bösen Kommentaren die „Schuldigen“ für „Deutschlands teuerste Ruine“ ins Bild gerückt. Etwa Claus Jäger (FDP), der als Wirtschaftssenator einmal den Space Park als rein privatwirtschaftlich finanzierten Freizeitpark befürwortet hat („bitte nie wieder Senator werden“) oder den derzeitigen Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU). Oder Frank Haller, den Staatsrat (Bild-Kommentar: „hinter mir die Sintflut“). Der derzeit amtierende Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) will das Space Park-Desaster im Amt überleben? „Jupp, lass es bleiben“ ruft Bild ihm jovial zu.
Zweifel am Space Park haben aber nicht nur Hickel, Trüpel und Bild, sondern auch die Immobiliengesellschaft Degi selbst. Im Frühjahr 2002 war der Space Park noch im Grundwerte-Fonds der Degi als eines von 150 Immobilienprojekten aufgeführt. Zahnärzte und andere Geldanleger sollten mit dem Hinweis auf den Space Park von der Werthaltigkeit der Degi-Fondsanteile überzeugt werden. Während die Degi- und Dresdner Bank-Vertreter mit dem Bremer Senat über das Rettungskonzept für das Projekt berieten, löste die Degi den Space Park aus dem Fonds heraus und schrieb einen Teil der Investitionssumme vorsorglich ab. Im Rechenschaftsbericht vom September 2002 heißt es lapidar: „Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Projektentwicklers und -betreibers hatten dazu geführt, dass das Projekt nicht mehr den Anlagezielen des Portfolios entsprach.“ Das „Fortführungskonzept“ mit erheblichen staatlichen Zuschüssen hat die Degi nicht dazu bewogen, den Space Park wieder in den Fonds aufzunehmen – offensichtlich fürchtet sie, der Space Park könnte die Attraktivität des Fonds für Geldanleger mindern.
Klaus Wolschner