: Schwarze Liste an der Rezeption
Schwere Vowürfe gegen eine Managerin das Estrel-Hotels. Sie soll einer Sinti-Familie die Übernachtung mit der Begründung verweigert haben, sie seien Zigeuner
Gerne wirbt das Neuköllner Estrel Hotel – mit mehr als 2.000 Betten Deutschlands größte Herberge – mit internationalem Ambiente. Man verstehe sich „für alle Gäste als Stätte der Begegnung und Kommunikation“, heißt es im Internet. Ein Ort zum Wohlfühlen, fand auch Johann Herzberg.
Mehrfach hatte der Geschäftsmann aus dem Ruhrgebiet mit seiner Familie im vergangenen Jahr im Estrel übernachtet. „Nie gab es Probleme“, sagt Herzberg. Umso größer sei seine Überraschung gewesen, als das Hotel ihm am Dienstag eine erneute Zimmerreservierung verweigerte. Er habe Hausverbot, erfuhr Herzberg.
Über die Gründe dafür gibt es zwei unterschiedliche Versionen. Johann Herzberg sagt, er habe zunächst mit der Rezeption des Estrel telefoniert, um zwei Doppelzimmer zu reservieren. Man habe ihm jedoch mitgeteilt, er dürfe nicht mehr im Estrel übernachten. Auf seine Frage nach dem Grund seien Worte gefallen, die seine Stimme zittern lassen, als er sie wiedergibt. Es habe geheißen: „Sie werden bei uns im Computer als Zigeuner geführt.“ Daraufhin habe er gebeten, mit einer Managerin zu sprechen, erinnert sich Herzberg. Die Frau habe auf seinen Einwand, dass er Sinto und Deutscher sei, gesagt: „Ihre Rasse wird bei uns als Zigeuner geführt“, und hinzugefügt, es gebe entsprechende Richtlinien, an „Rasse-zigeuner“ keine Zimmer zu vermieten.
Vorwürfe, die Thomas Brückner, Geschäftsführer des Estrel-Hotels, rundweg abstreitet. „Wir sind ein offenes, ordentliches Haus mit 3,5 Millionen zufriedenen Gästen“, sagt Brückner und verweist auf „viele türkische Gäste“. Er fügt hinzu: „Jeder Gast ist uns willkommen.“ Nur Johann Herzberg offenbar nicht. Das mit dem Hausverbot sei richtig, so Brückner. Grund hierfür sei ein „Zwischenfall beim letzten Aufenthalt“ Herzbergs im Estrel, über den Brückner keine Details preisgeben möchte. Nachfragen beantwortet der Geschäftsführer mit dem Satz: „Dieser spezielle Herr und seine Familie haben sich benommen, wie man sich in einem öffentlichen Raum nicht benimmt.“ Eine Behauptung, gegen die sich Johann Herzberg entschieden wehrt. „Warum hätte ich erneut in dem Hotel übernachten wollen, wenn es zuvor Ärger gegeben haben soll? Wir sind doch ordentliche Menschen.“
Petra Rosenberg, Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma, kennt Johann Herzberg gut. Beider Großväter waren Brüder. Sie starben in Auschwitz. Die Darstellung des Hotelgeschäftsführers wertet sie als „klare Schutzbehauptung“. Brückner appelliere an weit verbreitete antiziganistische Vorurteile. Neben dem „rassistischen Ausfall der Managerin sei das Verhalten ihres Geschäftsführers der zweite Skandal“, so Rosenberg. HEIKE KLEFFNER