: Lernen, zu führen
Inhouse-Schulungen: Das Weiterbildungsinstitut der HWP vermittelt Schlüsselqualifikationen. Kunden sind beispielsweise das UKE und ver.di
von SANDRA WILSDORF
Manche Führungskraft wird einfach so dazu gemacht. Von heute auf morgen und ohne genau zu wissen, was das eigentlich ist, eine Führungskraft. Während beispielsweise in Banken und auch Behörden klare Hierarchien und Karriereleitern existieren, definieren sich die Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen gerne als Gleiche unter Gleichen. Deshalb ist die Qualifikation von Führungskräften ein Markt, den das Institut für Weiterbildung (IfW) der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) immer erfolgreicher bearbeitet.
„Inhouse-Schulungen“ nennt sich ein Angebot des Instituts, bei dem Mitarbeiter von Unternehmen und Institutionen im Sozial- und Gesundheitsbereich von Professoren und Praktikern weitergebildet werden. Dabei geht es um betriebswirtschaftliche Grundlagen, um Kommunikation, Organisationsberatung und um Schlüsselqualifikationen – ganz nach Maß und Wunsch. Dabei greift das Institut auf Dozenten und Erfahrungen aus der Erwachsenenbildung zurück.
Als beispielsweise die Evangelische Stiftung Alsterdorf zu neuen Ufern aufbrach, weg von der Anstalt, hin zur Kundenorientierung, brauchte sie auch eine neue Struktur, ein neues Selbstbild. Seit eineinhalb Jahren schult das Weiterbildungsinstitut deshalb 40 Führungskräfte alle zwei Monate für jeweils zwei Wochen. Es geht um Mitarbeitergespräche und Führungsstile, aber auch um Arbeitsrecht, Stadtteilarbeit, Controlling oder um die Frage: „Warum sind Zahlen eigentlich so wichtig?“ Insgesamt 400 Stunden lernen die Stiftungsmitarbeiter. Wenn sie wollen, können sie diese Zeit auf ein anschließendes Studium an der HWP anrechnen.
Auch das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist Kunde des IfW. Ärzte müssen immer mehr managen, und Klinikverwalter müssen statt öffentlichem Haushaltsrecht die spezielle Software SAP kennen. Den Animateuren eines Kreuzfahrtunternehmens haben die Dozenten beigebracht, wie sie mit nörgelnden Passagieren umgehen, und wie sie im Notfall den Rollenwechsel vom Kasper zum Kommandeur schaffen. Neuestes Projekt: Für die Gewerkschaft ver.di werden Mitarbeiter zu Tarifverhandlern weitergebildet. „Dabei geht es um volkswirtschaftliche und rechtliche Fragen, aber auch ganz viel um Kommunikation“, sagt IfW-Geschäftsführer Peter Wismann.
Das hatte 2002 den gleichen Umsatz wie im Anfangsjahr 1998. Nur dass aus D-Mark Euro wurden. Wismann glaubt, dass das Institut auch vom Ruf der HWP profitiert, „die Menschen wissen, dass wir nicht Kapitalismus pur predigen“. Und trotzdem müssen viele Kunden erst gewonnen werden. „Vielen Mitarbeitern wird so eine Weiterbildung von oben verordnet. Die fragen sich dann: Warum gerade ich?“ Mit neuen Aufgaben seien eben häufig auch Ängste verbunden. Deshalb gehe es immer auch darum, „zu vermitteln, dass es etwas Tolles ist, zu lernen“, sagt Heike Klopsch, die Öffentlichkeitsarbeiterin des Instituts.