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Archiv-Artikel

Streik vor dem Start

Flughafenpersonal legte den Flugverkehr lahm. 5.000 Passagiere mussten umbuchen oder später fliegen

Kurz vor Mittag schien schon alles vorbei zu sein. Gerade mal zwanzig Passagiere saßen gestern am späten Vormittag in der großen Wartehalle im Flughafen Tempelhof und warteten. Warteten ohne zu murren auf ihren Flug in die britische Hauptstadt. Vom vorangegangenen Streik keine Spur. „Ich bin extra früh hergekommen, aber es war alles ruhig“, sagt eine Engländerin, die sich bereits auf eine lange Verspätung eingestellt hatte.

Ganz anders die Beeinträchtigungen für den Flugverkehr auf dem Flughafen Tegel. 81 Flüge mussten wegen des Streiks des Flughafenpersonals gestrichen werden. Zwischen 6 und 9 Uhr morgens hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di alle drei Berliner Flughäfen – Schönefeld, Tempelhof und Tegel – bestreikt. Vor allem Techniker, die Flughafenfeuerwehr und Verwaltungsangestellte verweigerten die Arbeit. An den Protesten beteiligten sich etwa 400 Beschäftigte der Frühschicht. Ihre Forderung: „drei plus x“ Prozent mehr Lohn. Über einhundert Flüge mussten deswegen abgesagt werden oder konnten nur verspätet starten. Auf allen drei Flughäfen mussten sich über 5.000 Passagiere mit der Situation abfinden. „Die meisten Passagiere zeigen Verständnis für die Streikenden“, sagte Ver.di-Sprecher Andreas Splanemann. Sollte es kein Angebot der Berlin-Brandenburg Flughafen-Holding (BBF) geben, dann sind weitere Streiks geplant. „Wir sind optimistisch, dass es zu einer Einigung kommen wird. Wenn nicht, dann wird der Konflikt allerdings eskalieren“, bekräftigt Splanemann.

Während Ver.di davon überzeugt ist, dass die Angestellten der BBF am Konzerngewinn beteiligt werden müssten, klagen die Arbeitgeber über mangelnde Finanzmittel. Die Berliner Flughafenangestellten fallen unter einen Konzerntarifvertrag. BBF-Sprecher Eberhard Elie ist der Ansicht, dass die jetzige Geschäftslage eine Lohnerhöhung von mindestens drei Prozent nicht ermögliche.

Ver.di zeigt sich dennoch kämpferisch: „Wir hoffen, dass die Arbeitgeber die Signale verstanden haben, schließlich wollen wir nicht immer die Flughäfen lahm legen“, sagt Splanemann. „Ausgeschlossen ist es nicht, dass wir noch mal streiken.“ AGNES CIUPERCA