: Der arme Mann!
betr.: „Kein Auskommen mit dem Einkommen. ‚Es ist ein Leben ohne Spaß‘ “, taz vom 7. 10. 08
Verdient so wenig und hat ein Leben ohne Spaß …
Die Antwort auf die Frage, warum es in diesem Artikel nicht um eine der 97 Prozent weiblichen Erzieherinnen geht, sondern ausgerechnet um einen der seltenen Männer, ist schnell gefunden: eine Frau, die nur 1.170 Euro verdient (vorausgesetzt, sie bekommt in diesem Fall das gleiche Gehalt wie der Mann) – na und? Ist doch normal. Und wenn die sich beschweren würde, dass sie nicht genug Geld für „Spaß“ hat, wäre das auch etwas seltsam. Sie geht doch sichtlich in den Kindern auf, sonst hätte sie diesen Beruf ja wohl nicht gewählt. Frauen, die 10, 20, 30 oder 100 Kinder bändigen, in Schulen und Kindergärten, Turnvereinen, Musikgruppen, Horten usw., sind an der Tagesordnung, und es ist noch immer selbstverständlich, dass sie diesen sauanstrengenden Job für ein mieses Gehalt machen.
Also musste ein Mann her, um ein wenig Betroffenheit zu erzeugen, die hier übrigens durchaus angebracht ist. Denn die Kinder werden immer schwieriger, und die Ministerien begegnen dieser Erkenntnis mit immer neuen Auflagen, was Dokumentation und Qualitätssicherung anbelangt, allerdings, ohne zusätzliches Personal einzustellen. So bleiben den ErzieherInnen im Endeffekt weniger Zeit für die Kinder und das ungute Gefühl, nicht jedem wirklich gerecht werden zu können.
Wann reagiert die Politik endlich und verdoppelt die Gehälter dieser Menschen, die eine fünfjährige Ausbildung hinter sich haben und so Unersetzliches für unsere Gesellschaft leisten? Dann würden sich vielleicht auch mehr Männer dazu bereit erklären, diesen Job zu machen (bei dem man übrigens auch viel Spaß haben kann!), und das täte nicht nur unseren Jungs sehr gut.
BEATE LAMBERT, Kinderliedermacherin, Marburg