: Im Süden alles black
Niedersächsischer Speckgürtel von Hamburg fiel bei Landtagswahlen komplett in CDU-Hand. Grüner Achtungserfolg in Lüneburg, im Wendland leichte Verluste
Südlich von Hamburg ist alles tiefschwarz geworden. Selbst ehemals sozialdemokratische Festungen wie die Stadt Lüneburg sind am Sonntagabend geschleift worden. Die Landtagswahl in Niedersachsen hat den Speckgürtel zu CDU-Land werden lassen: Die Erststimmenergebnisse der Unions-KandidatInnen lagen fast durchweg über 50 Prozent. Die SPD-BewerberInnen mussten sich mit Prozentwerten in den Dreißigern bescheiden.
Am deutlichsten zeichnete sich das neue Kräfteverhältnis im Wahlkreis Winsen ab, wo CDU-Kandidat André Wiese immerhin 58,9 Prozent der Erststimmen auf sich vereinigen konnte. Sein Gegner auf SPD-Seite, Uwe Harden, näherte sich mit 31 Prozent hessischen Dimensionen an. Aber auch in Seevetal (58,1 Prozent) oder Buxtehude (57,6 Prozent) sahnte die CDU kräftig über der 50er-Marke ab.
In der Stadt Lüneburg hatte CDU-Mann Bernd Althusmann insofern leichteres Spiel, da seine Gegenkandidatin von der SPD, Andrea Schröder-Ehles, erst kurz vor dem Wahltermin eingesprungen war. SPD-Kandidat Uwe Insemann war überraschend im Januar gestorben. Mit 45 gegen 38 Prozent ging der Wahlkreis an die Christdemokratie. Die Grünen holten hier mit 14,9 Prozent der Zweitstimmen einen Achtungserfolg.
Ein Erfolg, den Rebecca Harms, die grüne Fraktionschefin aus dem Wendland, in ihrem Wahlkreis Lüchow-Dannenberg nur teilweise verbuchen konnte. 14,1 Prozent der Erst- und 15,2 Prozent der Zweistimmen landeten letztlich bei ihr. Harms hat sich damit gegenüber der Wahl vor fünf Jahren zwar nur um weniges verschlechtert, doch hatte sie im Vorfeld gar mal mit einem Direktmandat geliebäugelt. Das hat sie deutlich verfehlt. Da die Grünen landesweit konstant geblieben sind, dürfte der leichte Rückgang bei den Harms-Stimmen noch mit dem so genannten Atomkonsens zusammenhängen, der den Grünen im Wendland immer noch schwer übel genommen wird.
Die CDU marschierte in dem bäuerlich geprägten Wahlkreis durch: Karin Bertholdus-Sandrock holte ihn sich mit 50,9 Prozent. SPD-Mann Klaus-Peter Dehde, der noch bis zum Wahltag von einem Kopf-an-Kopf-Rennen gesprochen hatte, wurde mit 30,4 Prozent abgeschlagen.
Hamburgs SPD-Fraktionschef Walter Zuckerer hat gestern erneut Konsequenzen aus dem Debakel seiner Partei vom Sonntag verlangt. „Eine klare Linie in der Bundespolitik ist seit der Bundestagswahl für viele Menschen innerhalb und außerhalb der SPD nicht erkennbar“, formulierte er und erkannte „ein beliebiges Hin und Her, das gute Ansätze überlagert hat“. Wer wollte, konnte daraus auch eine Kritik am SPD-Landesvorsitzenden Olaf Scholz herauslesen, der als Generalsekretär der Bundespartei fürs Hin und Her mitverantwortlich ist. PETER AHRENS