: vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
„Landschaft mit entfernten Verwandten“ heißt die neue Oper von Heiner Goebbels, die am Freitag und Samstag in Berlin zu Gast sein wird (im Haus der Berliner Festspiele). Bei jenen Verwandten, die unverkennbar aus den schönsten Gegenden des alten Europa stammen, handelt es sich unter anderem um Claude Lorrain, William Turner, Michel Foucault und T. S. Eliot, deren Bilder und Texte sich in Goebbels’ Tonlandschaft fügen. Dass aus entfernten Verwandten mit der Zeit nächste Familienangehörige werden können, hat die Liaison der Volksbühne mit dem Obdachlosentheater Ratten 07 gezeigt, das es nun auch schon seit zehn Jahren gibt. Am Donnerstag wird in der Volksbühne Geburtstag gefeiert: mit szenischen Installationen, Videos, Lesungen und einer Managerschulung zur Frage: Was kann ich von Theater spielenden Obdachlosen lernen? Zu sehen sein wird auch die neue Ratten-07-Inszenierung „Rebell und das Böse“ von Jana Janeckovà. Mit seiner Version von Franz Xaver Kroetz’ „Wunschkonzert“ fragt Thomas Ostermeier ab Freitag in der Schaubühne weiter nach dem Preis, den das spätkapitalistische Individuum für die Freiheit zahlt. Wortlos erzählt das Ein-Personen-Stück die letzten 75 Minuten einer Frau vor ihrem Selbstmord. Diese Frau wird Anne Tismer spielen, die damit wahrscheinlich auch die Geschichte der von ihr gespielten (und Ostermeier inszenierten) Nora weitererzählt, welche für ihre Freiheit im November den tyrannischen Ehemann erschoss. Vor vierzig Jahren hat sich Sylvia Plath in London das Leben genommen. Mit einer Lesung erinnert das project4, mit Gesine Danckwarts „Girlsnightout“ noch in bester Erinnerung, heute Abend um 20 Uhr in den Sophiensaelen an die amerikanische Dichterin.