Einsame Supermacht

Umfrage zeigt: Weltweit sinkt die Zustimmung für einen Irakkrieg. Selbst in den USA gibt es keine Mehrheit

BERLIN taz ■ Die Mehrheit der Weltbevölkerung befürwortet einen Krieg gegen den Irak nicht. Das geht aus einer gestern in Berlin vorgestellten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Social Data hervor. In Zusammenarbeit mit Emnid und Gallup International wurden für die Studie 30.000 Menschen in 41 Ländern befragt.

Demnach findet ein Militärschlag der USA gegen den Irak in nur fünf Ländern eine Mehrheit. In den USA, Australien, Kanada, Neuseeland und den Niederlanden befürworten jeweils etwas mehr als 50 Prozent der Befragten eine militärische Aktion gegen den Irak; allerdings nur mit einem gültigen UN-Mandat. In keinem Land, nicht einmal in den USA, findet der Umfrage zufolge ein Alleingang der USA und ihrer Verbündeten eine mehrheitliche Akzeptanz.

Noch vor einem Jahr gab es bei einer ähnlichen Umfrage zu einem Krieg in Afghanistan nahezu gegensätzliche Unfragewerte. Damals gab es weltweit eine Zustimmung von rund 80 Prozent für einen Militärschlag gegen Afghanistan und die Taliban.

Mittlerweile ist offenbar auch das Ansehen der US-amerikanischen Außenpolitik gesunken. Vor allem in Westeuropa ist die Kriegsrethorik der Regierung Bush nicht gut angekommen. In Frankreich sind 71 Prozent der Befragten der Meinung, dass die US-Außenpolitik insgesamt negative Außenwirkungen auf ihr Land hat. In Deutschland sehen das 67 Prozent genauso und in Spanien immerhin noch 57 Prozent der Befragten.

Bei diesen Umfragewerten ist es nicht verwunderlich, dass in den meisten Ländern eine Mehrheit der Befragten eine Beteiligung der eigenen Regierung an einer militärischen Aktion gegen den Irak ablehnt. Nur in Australien findet sich mit 53 Prozent der Befragten dafür eine Mehrheit. In Westeuropa halten zwischen 50 und 80 Prozent eine Kriegsbeteiligung für nicht unterstützenswert. Selbst in Großbritannien sind lediglich 44 Prozent der Befragten für eine Beteiligung an einem Irakkrieg.

Bis zu 80 Prozent der Befragten in Westeuropa und über 80 Prozent der befragten US-Bürger sind der Meinung, dass der Krieg in nächster Zeit unausweichlich sein wird. Nur in einigen afrikanischen und osteuropäischen Ländern, darunter Bulgarien und Bosnien, wird diese Erwartung nicht geteilt. PHILIPP DUDEK