: Unglücksursache weiter unklar
Schäden am Hitzeschild könnten die Explosion der Columbia verursacht haben. Der Chef der Nasa weist Vorwürfe wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen zurück
BERLIN taz ■ Drei Tage nach dem Spaceshuttle-Unglück verstärken sich die Hinweise darauf, dass die Columbia-Raumfähre beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wegen Schäden an ihrem Hitzeschild verglühte. Laut dem vorläufigen Unfallszenario geriet die Columbia infolge der Hitzeschäden offenbar zunächst ins Trudeln und brach dann auseinander. Der Manager des Nasa-Shuttle-Programms, Ron Dittemore, sagte in der Nacht zum Montag jedoch, dies seien nur erste Vermutungen, und wies Vorwürfe zurück, Techniker hätten Anzeichen von Problemen nach dem Start nicht ernst genommen. Der Chef der US-Raumfahrtbehörde Sean O’Keefe kündigte an, dass mehrere unabhängige Kommissionen den Unfall bis ins kleinste Detail untersuchen würden.
Die mögliche Unfallursache könnte sich schon beim Start ergeben haben, wie sowohl Augenzeugenberichte als auch die Analyse des Startvideos bestätigen. Achtzig Sekunden nach dem Start war ein Stück Isoliermaterial von einer der wiederverwendbaren Feststoff-Boosterraketen auf die linke Tragfläche der Columbia geprallt und hat dabei möglicherweise eine Anzahl der 20.000 Keramikplatten des Hitzeschilds beschädigt oder abgerissen. Nasa-Techniker hatten den Schaden untersucht und als unbedenklich eingestuft.
Bereits letzten Oktober hatte sich derselbe Fehler nach dem Start der Atlantis-Raumfähre ereignet. Als die Columbia am Sonnabend in die Erdatmosphäre eintrat, hatten Sensoren einen Anstieg der Temperatur in der linken Tragfläche und unter dem linken Fahrwerk gemeldet. Durch die veränderte Aerodynamik geriet die Columbia offenbar ins Trudeln. Der Bordcomputer, der den Flug in dieser Phase automatisch steuert, versuchte die Schieflage auszugleichen, wie aus Nasa-Datenaufzeichnungen hervorgeht. Kurz darauf riss der Kontakt zur Raumfähre ab.
Fragen nach einem beschädigten Fahrwerksschacht wiesen Nasa-Experten als Spekulationen zurück. Sie bestritten auch, dass es eine Möglichkeit gegeben habe, Schäden an der Columbia-Tragfläche zu untersuchen. Für einen Außeneinsatz im All seien weder die Astronauten noch die Columbia ausgerüstet gewesen.
Zur Internationalen Raumstation, deren Besatzung eine Untersuchung mit einer Kamera hätten vornehmen können, habe die Columbia wegen der zu geringen Treibstoffmenge nicht fliegen können. Selbst wenn ein Schaden eindeutig festgestellt worden wäre, so hätte es „null gegeben, was wir hätten tun können“, so Nasa-Manager Ron Dittemore am Sonntag in Houston.
Obwohl die Unglücksursache noch nicht feststeht, kritisieren US-amerikanische Raumfahrtexperten die Nasa wegen ihres Missmanagements unter anderem beim Shuttle-Programm immer stärker. Der Nasa-Chef Sean O’Keefe sagte jedoch, Sicherheit sei der oberste Grundsatz und auch beim Columbia-Flug nicht verletzt worden. Unfälle mit komplexen Fluggeräten ließen sich nie vollständig vermeiden. Offenbar will die US-Regierung von ihrem Sparkurs für die bemannte Raumfahrt abrücken. Der diesjährige 15-Milliarden-Dollar-Haushalt der Nasa soll aufgestockt werden, um die Raumfähren zu modernisieren.
KENO VERSECK
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