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Archiv-Artikel

Junge Männer strafen Schröder ab

Nach Analysen der Meinungsforscher wechselten vor allem jüngere Wähler von SPD zu CDU. Die Grünen haben Gefahr der „Ein-Generationen-Partei“ vorerst abgewendet

Von LÖW

BERLIN ap/afp/taz ■ Vor allem jüngere Hessen und Niedersachsen haben der SPD die Backpfeife vom Sonntag verpasst. In der Gruppe der Wähler unter 40 Jahren machten die Meinungsforschungsinstitute die größten Bewegungen bei den Stimmanteilen der beiden Volksparteien aus.

Nach Berechnungen der Forschungsgruppe Wahlen legte Hessens CDU bei den unter 30-Jährigen um 12 Prozentpunkte zu, in Niedersachsen erzielten die Christdemokraten ihr größtes Plus mit 17 Punkten bei den 30- bis 44-Jährigen. Bei den Wählern unter 30 errechnete die Forschungsgruppe Wahlen in Niedersachsen insgesamt 49 Prozent und in Hessen 48 Prozent für die CDU. Dem Institut Infratest/dimap zufolge waren es vor allem die jungen Männer zwischen 18 und 24 Jahren, die sich der CDU zuwandten: In Hessen wählten sie zu 52 Prozent die Christdemokraten, in Niedersachsen zu 47 Prozent. Im Gegenzug sackte die SPD bei den jungen Männern in Hessen auf 19 Prozent und in Niedersachsen auf 27 Prozent ab.

Die jüngeren Wähler neigten laut der Analyse der Forschungsgruppe Wahlen deutlicher als die älteren dazu, die SPD abzustrafen. „Sie sind im stärkeren Maße zum Wechsel bereit“, konstatiert Vorstandsmitglied Dieter Roth. Für den Experten ist dieses Phänomen nicht ganz neu: „Es ist ein steter Trend, dass die Bindungen abnehmen.“ Doch damit habe die CDU den Wählernachwuchs noch keineswegs langfristig für sich gewonnen. Denn die Jungen suchten sich ihre politische Interessenvertretung kurzfristig.

Dagegen ordnet Infratest/dimap die Ergebnisse durchaus in einen längerfristigen Trend ein, von dem die CDU profitiere. Die Jüngeren ließen erkennen, dass sie ihre Wahlentscheidung unabhängig von einer Ideologie fällen, sagte Reinhard Schlinkert von Infratest/dimap.

FDP und Grünen können über die gewonnenen Anteile und Sitze nur bedingt jubeln. Nach Angaben des Chefs des Forsa-Instituts Manfred Güllner haben die beiden kleinen Parteien Wähler verloren, wenn man die absoluten Wählerzahlen bei der Bundestagswahl im September mit denen vom Sonntag vergleicht: Die Grünen in Hessen verloren im Vergleich zur Bundestagswahl fast 90.000, die FDP fast 65.000 Wähler. In Niedersachsen erhielten die Grünen fast 50.000, die FDP knapp 20.000 Stimmen weniger. Allerdings hätten die Grünen wieder Zulauf von jungen Wählern bekommen. „Damit sind die Grünen vorerst der Gefahr entronnen, eine Ein-Generationen-Partei zu bleiben“, sagte Güllner. LÖW