: Die Dose wird zum Ladenhüter
Pfand lässt Verbraucher stärker zur Mehrwegflasche greifen. Dosenhersteller klagen
DÜSSELDORF dpa ■ Die neue Pfandpflicht macht die Dose vielerorts zum Ladenhüter: Einen Monat nach der Einführung des Zwangspfands auf Dosen und Plastikflaschen greifen Deutschlands Verbraucher immer häufiger zu Mehrwegflaschen. Wegen der komplizierten Rücknahmeregeln habe die Dose seit Jahresbeginn beim Kunden kaum noch eine Chance. „Mehrweg ist der Sieger“, zog der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Nordrhein-Westfalen, Heinz Trompetter, gestern eine erste Bilanz. Aktuelle Zahlen zur Mehrwegquote liegen derzeit nicht vor.
Das Zwangspfand war vom Gesetzgeber eingeführt worden, weil die Mehrwegquote seit 1997 stets unter dem vorgeschriebenen Wert von 72 Prozent gelegen hatte. Der Handel hatte sich lange gegen das Pfand gewehrt, in letzter Instanz aber alle Gerichtsverfahren verloren. Viele Supermärkte haben Dosen und PET-Flaschen, für die seit 1. Januar ein Pfand von 25 bis 50 Cent gilt, aus den Regalen verbannt.
Während das Bundesumweltministerium den per Zwangspfand gelenkten Anstieg der Mehrwegquote als Erfolg wertet, blicken die Dosenhersteller in eine ungewisse Zukunft. Zahlreiche Arbeitsplätze in der Branche sind gefährdet. Deutschlands größter Dosenproduzent Schmalbach-Lubeca beziffert die wegen des Pfands wegbrechenden Geschäfte im 1. Quartal 2003 auf 50 Millionen Euro. In vier Werken wurde bereits Kurzarbeit eingeführt.
Auf Druck der Politik haben Handel und Industrie zugesagt, bis Oktober die bundesweite Rücknahme für Pfanddosen zu vereinheitlichen. Dafür müssen in den Läden mehr als 40.000 Automaten aufgestellt oder umgerüstet werden. Dies wird den Handel zwischen 1 und 2,5 Milliarden Euro kosten.