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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Wieso sind aller guten Dinge drei? (4. 10.)

Diese interessante Frage lässt sich von verschiedenen Seiten betrachten: Bei schlechten Dingen reicht ein Ding – besser noch ist kein Ding. Bei guten darf es ruhig ein bisschen mehr sein, aber auch wieder nicht zu viel. Sonst neiden die Götter dem Sterblichen das Glück.

Außerdem können nach dem Sprachgebrauch manche Menschen nur bis drei zählen. Konstantin Lipp, Heubach

Der Dreiermythos begann mit der Dreifaltigkeit Vater, Sohn und Heiliger Geist. Daher konzipierte der mittelalterliche Dichterfürst Dante seine Göttliche Komödie in drei Teilen: Hölle, Fegefeuer und Paradies.

Nach dem Ende der Dreiklassengesellschaft idealisierte sich die bürgerliche Kleinfamilie der Neuzeit im Dreierschema Vater, Mutter und Kind und sorgte dafür, dass ihr Sprössling mit Dreikornmüsli rasch zum Dreikäsehoch heranwuchs, damit er alsbald in der Dreierrunde eines Skatvereins mitmischen konnte, während sich die Bauernsöhne in der Dreifelderwirtschaft zu bewähren hatten.

Aufgrund dieser Vorgeschichte versteht es sich von selbst, dass aller guten Dinge nichts anderes als drei sein kann.

Lothar Picht, Sandhausen

Mehr wäre schon wieder zu viel des Guten. Rainer Giese, Düsseldorf

Dreimal darfst du raten. Nachdem man oft zweimal die Arschkarte gezogen hat, ist das dritte Mal die „Glückshandlung“.

Der Spruch kommt aber eigentlich aus dem Mittelalter und bedeutet, dass bei einer Rechtsprechung mindestens drei Urteiler nötig waren, und der Gerichtsplatz wurde meist durch drei Bäume gekennzeichnet zum Beispiel Dreieichen. Antje Baltaci, Baden-Baden

Wie leicht an der verwendeten Genetiv-Form „aller“ zu erkennen, ist hier von „allen Leuten“ die Rede, deren Wahrnehmung von „guten Dingen“ offenbar auf die Zahl drei reduziert ist. Es gibt selbstverständlich mehr als drei gute Dinge auf der Welt; offenbar fällt es aber den meisten Menschen schwer, mehr als drei gleichzeitig noch als „gut“ wahrzunehmen. Mehr als drei verwirren eben einfach. … Aber wir arbeiten dran!

Anne Evers, Hamm

Bekanntlich sind ja Essen und Trinken die drei schönsten Dinge der Welt …

Christoph Schmid, Neustadt

Wie sieht ein Gelackmeierter aus? (4. 10.)

Gelackmaiort; eigentlich Altmajor; natürliche Entwicklungsstufe aller Majore, wenn der Lack der Jugend ab ist.

Rainer Giese, Düsseldorf

Der wahre Kern ist nicht ersichtlich, weil die Person oder die Gruppe zulackiert wurde oder sich meist selbst maskiert. Gründe dafür gibt es viele: Zum Beispiel die CDU/CSU-Politiker maskieren sich scheinheilig mit christlichen Vorsätzen. Die Grünen denken, sie kämen vom Mars, und die Liberalen wollen uns die Freiheit „verkaufen“!

Antje Baltaci, Baden-Baden

Exakt wie ein Vergackeierter!

August Müllegger, Friedberg

Wie ein lackierter Meier?

Ernesto Blanchi, Berlin

Der Meier war früher der zuständige Gutsverwalter etwa eines Hofes. Sein Vertrag mit dem Besitzer, der meist für einige Jahre geschlossen wurde, war der so genannte Meierbrief.

Im Falle des Vertrauensmissbrauchs oder schlicht der Unfähigkeit des Meiers wurde sein Vertrag nicht verlängert. Man sagte, er wurde abgemeiert. Die Kombination mit Lack betont auf abfällige Weise die Dummheit des Meiers, dem im weitesten Sinne etwas angehängt wurde. Lack meint im Plattdeutschen Fehler oder Makel (vergleiche: englisch lack).

Heintje Folkens, Buxtehude

Was heißt „Da beißt die Maus keinen Faden ab“? (20. 9.)

Da ist kein Faden dran, denn: Nur mit Speck fängt man Mäuse.

Rose Remmert, Freiburg

Wie sieht ein heiliger Strohsack aus? (20. 9.)

Hier gilt es, sauber zu unterscheiden! Ein „heiliger Strohsack“ ist einfach eine schlichte bäuerliche Lagerstatt – nur sozusagen „aufgebrezelt“ durch priesterlichen Segen.

Der „Heilige Strohsack“ dagegen ist einer der „Helfer in menschlichen Nöten“. Auf der – schon aus der Barockzeit stammenden! – Gebetstafel der Basilika Vierzehnheiligen wurde er als fünfzehnter Helfer nur deshalb nicht abgebildet, weil sein schlichtes Äußeres zu stark von der prunkenden Pracht der anderen Helfer abweicht.

Dessen ungeachtet wenden sich inbrünstig trotzdem all diejenigen an ihn, die wünschen, er möge gnädig das Stroh aus dem Hirn – vor allem ihrer Mitmenschen natürlich! – auf sich nehmen.

Uta Eckensberger, o. A.

Der heilige Strohsack ist rasiert und trägt mitnichten Zepter und Apfel. Vielmehr heißt er nur so, weil sein Intelligenzquotient sich dem von gemeinem Stroh in etwa nähert. Zu Vergleichen werden auch gerne Pferde oder Hunde herangezogen. Die umgangssprachliche Narrenfreiheit wurde hier umgedeutet zu angeblicher Heiligkeit.

Martin Neuberger, Coburg

Wie kann jemand ins Gras beißen, der keine Zähne hat (6. 9.)?

Der gemeine Grasbeißer ist ein Fiesling, der es nicht anders verdient hat und aufgrund schlechten Charakters sowieso keine Zähne besitzt. Zum Zeitpunkt des eigentlichen Kauens ist ihm diese Tatsache aber bereits egal, da sich höhere Sinnebenen öffnen.

Je nach Geschmack erwartet ihn Kurt Cobain, Frau Gott oder ein weniger attraktives Szenario à la Hieronymus Bosch, das ich natürlich niemandem wünsche. Letzteres kommt nach aktuellen Studien auch nur in zehn von hundert Fällen vor. Wer sich nach Sterben fühlt und seine Dritten nicht finden kann, weicht einfach auf andere Redewendungen wie „das Zeitliche segnen“, „aus der Kirche austreten“, „eine Ein-Zimmer-Wohnung beziehen“ oder „einen Zettel an den großen Zeh bekommen“ aus.

Jacob Porstmann, Hartmannsdorf

„Was ist rot und schlecht für die Zähne?“ „Ein Ziegelstein.“ Wer Opfer eines solchen derben Humors geworden ist und sich nun zahnlos wiederfindet, hat nicht automatisch Unsterblichkeit erlangt. Im Gegenteil sind die eingeschränkten Nahrungsaufnahmemöglichkeiten eher Katalysatoren eines schnellen Verschwindens. Jemand, der keine Zähne hat, fällt einfach um.

Sebastian Cleemann, Berlin

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