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Archiv-Artikel

Stop-and-go beim Cashflow

Die weltweite Finanzkrise hat der Sparkasse Bremen ein Einlagen-Plus von 150 Millionen Euro beschert. Der Geldsegen traf allerdings auf lahm gelegte Online-Konten. Auch die Hotlines streikten

Von Henning Bleyl

Die Verunsicherung der SparerInnen durch die internationale Finanzkrise hat auch in Bremen Auswirkungen. Für die hiesige Sparkasse sind sie sehr positiv. Etwa 150 Millionen Euro hat das Institut in den vergangenen zweieinhalb Wochen an zusätzlichen Spareinlagen erhalten, sagt dessen Sprecher Hans-Joachim Genzmer. Hintergrund sei, dass die Sparkasse hundertprozentige Risikosicherheit garantiere. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestabsicherung von Spareinlagen endet bei 20.000 Euro.

Im Gegensatz zur Hamburger Haspa – die nichtsdestoweniger seit Montag 500 NeukundInnen begrüßen konnte – hat die Bremer Sparkasse auch keine Zertifikate der bankrotten US-Investmentbank Lehman Brothers verkauft. Allerdings fällt der Bremer Geldsegen zeitlich mit einer tief greifenden technischen System-Umstellung zusammen. Die Sparkasse nutzte das lange Wochenende mit dem 3. Oktober-Feiertag, um einen seit drei Jahren vorbereiteten Serverwechsel durchzuführen.

Statt mit einem eigenen, vor Ort stationiertem System arbeitet die Sparkasse nun mit der in Münster sitzenden „Sparkasseninformatik (SI) – einem der größten Rechenzentren Europas, auf das sich bereits 298 der 446 deutschen Sparkassen stützen. Hintergrund ist die vom scheidenden Bremer Sparkassen-Vorsitzenden Jürgen Oltmann vorangebrachte Auslagerung des gesamten „Backoffice“-Bereichs inklusive der technischen Anlagen.

Beim Überspielen der gewaltigen Datenmengen nach Münster kam es zu Übertragungsproblemen, wie die Sparkasse auf Nachfragen bestätigt. KundInnen, die sich mit ihrer Pin-Nummer zum Online-Banking anmelden wollten, erhielten keinen Zugang zu ihren Konten. Riefen sie daraufhin bei der Sparkassen-Hotline ein, wurden sie wiederum mit den Auswirkungen der weltweiten Finanzturbulenzen konfrontiert: Über Tage waren alle Leitungen durch Anrufer blockiert, die sich um ihre Anlagesicherheiten sorgten.

Am Donnerstag wurde daraufhin ein Mail-Link auf der Sparkassen-Homepage installiert, über den neue Pin-Nummern angefordert werden können. Mittlerweile würden auch per Telefon funktionierende Geheimnummern mitgeteilt, sagt Sparkassen-Sprecher Genzmer. Da zusätzlich die Eingabe einer ebenfalls geheimen TAN-Nummer erforderlich ist, entstehe kein Sicherheitsrisiko.

Von diesem Stop-and-go beim Cashflow ist nur ein Teil der Online-Kunden betroffen: Wer sich mit einer Chipkarte in sein Konto einloggt, scheint keine Probleme zu haben. Auch in Bezug auf die Pin-Zahlen sei „nur eine gewisse Menge bei der Übertragung verloren gegangen“, sagt Genzmer. Das genaue Ausmaß der Störung, von der offenbar auch etliche Sparkassen-MitarbeiterInnen persönlich betroffen sind, könne freilich noch nicht abgeschätzt werden.

Unterm Strich, so Genzmer, wurde die umfangreiche Systemumstellung „sehr gut bewältigt“. Technik-Vorstand Tim Nesemann, der zum 1. Februar Vorstands-Chef Oltmann im Amt beerbt, habe sich mit ihr weiter positiv profiliert.