der große public-value-test (6) : Heute: der Entertainment-Channel
Was dürfen öffentlich-rechtliche Sender im Internet? Am 23. Oktober werden Spielregeln festgeklopft. Bis dahin fragen wir: Wie steht es um den sog. Public Value der Sender?
Name: ProSieben
Alter: 19
Sitz: München
Chef: Thilo Proff
Sein Parteibuch: gezwungenermaßen ein Sparbuch
Konzern: ProSiebenSat.1 AG
Merkt man davon was? Ja. Schon wegen der Besitzverhältnisse – Finanzinvestoren. „They love to spar alles platt“, wie man bei ProSieben sagen würde.
Information: 9,5 Prozent
Unterhaltung: 52,2 Prozent
Marktanteil (September): 7 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen Platz 2 hinter RTL: 12,5 Prozent
Programm-Highlights: Viele der eingekauften US-Serien. Und Stefan Raab, wegen seiner Showideen von „Schlag den Raab“ bis „Bundesvision Song Contest“. Denn so müde mancher Witz aus seiner Show „TV total“ ist, so bescheuert es war, die Frau hinterm Maschendrahtzaun zur meistbeschämten Frau des Landes zu machen, so unterhaltsam ist er halt manchmal doch. Wer soll besser sein auf seinem Gebiet? Pocher? Da lachen ja die Hühner.
Tiefpunkte: „Germany’s Next Topmodel“, „Jana Ina und Giovanni – wir sind schwanger“, „Popstars“. Argument: Das ist unter dem Strich einfach hundsfad.
Typisch bei prosieben.de: viele sog. freaky Gadgets, Unübersichtlichkeit, das Fehlen jeglicher Information.
Public Value: Heidi Klums kaum verhohlene McDonald’s-Werbung, die via „Germany’s Next Topmodel“ die Welt erreichte, war sehr hilfreich – für McDonald’s. Aber viele Serien, die ProSieben zeigt, haben wirklich was.
Bilanz: Zum Glück hat man Sat.1 in der Familie – dort kann zuerst gespart werden.
Inoffizielles Motto: We love to entertain die Medienfachpresse, denn:
Fazit: Das Unternehmen, zu dem der Sender gehört, hat alles mitgemacht: Leo Kirch, zum Beispiel. Dann wurde es von Springer übernommen. Dann doch nicht. Und ProSieben ist irgendwie darüber trotzdem nicht von der Fernbedienung des Endverbrauchers gerutscht.